Pakistan schränkt diplomatische Beziehungen zu Indien ein
Verschärft sich der Konflikt zwischen den Atommächten um Kaschmir? Nachdem Indiens Regierung einer Region den Sonderstatus aberkannt hat, reagiert Pakistan. Der Schritt sei einseitig und illegal.

Das Wichtigste in Kürze
- Als Reaktion auf die Aberkennung der Autonomierechte der von Indien kontrollierten Kaschmir-Region will Pakistan seine Beziehungen zu dem Nachbarland erheblich einschränken.
Das teilte das Nationale Sicherheitskomitee in Islamabad am Mittwoch mit.
Der pakistanische Aussenminister Shah Mehmood Qureshi sagte dem lokalen TV-Sender ARY, Pakistan werde seinen Botschafter aus Neu-Delhi zurückrufen und den indischen Botschafter aus Pakistan ausweisen. Die Regierung kündigte zudem an, den «illegalen, einseitigen» Schritt Indiens vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen.
In der Mitteilung des Sicherheitskomitees hiess es weiter, man wolle zudem den bilateralen Handel mit Indien aussetzen. Dieser beträgt Regierungsangaben zufolge rund zwei Milliarden US-Dollar jährlich. Gäbe es zwischen beiden Ländern keinen Konflikt, könnte der Handel potenziell sogar 37 Milliarden Dollar betragen, schätzt die Weltbank.
Auch weitere bilaterale Abkommen zwischen den nuklear bewaffneten Nachbaren sollten nun überprüft werden, teilte die pakistanische Regierung mit. Dies beinhalte kulturelle Beziehungen und den Betrieb der Grenzübergänge.
Die indische Regierung hatte der vor wenigen Tagen den international anerkannten Sonderstatus entzogen - und seinen Nachbarn Pakistan, der das Gebiet ebenfalls für sich beansprucht, damit mächtig provoziert.
Der Konflikt im Himalaya-Gebiet dauert bereits mehr als 70 Jahre. Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir, zwei Kriege wurden deswegen bereits geführt. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.
Der von Neu-Delhi jüngst aufgehobene Artikel 370 der Verfassung garantierte der indisch-kontrollierten Region Kaschmir bisher unter anderem eine eigene Verfassung, eine eigene Flagge und weitgehende Kompetenzen mit Ausnahme der Aussen- und Verteidigungspolitik. Nicht-Kaschmirern war es bislang verboten, permanent in der Region zu leben.
Pakistans Ministerpräsident Imran Khan hatte am Dienstag angesichts des indischen Vorstosses vor Konsequenzen gewarnt. In einer Rede während einer Sondersitzung des Parlaments sagte er, das indische Vorgehen könne Gewalt in der Region auslösen, die zu Zusammenstössen zwischen Nuklearmächten führen könnten. «Die Konsequenzen wären unvorstellbar.» Khan rief die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf, sollte sie eine Katastrophe verhindern wollen.