Offenbar deutlich mehr Tote bei iranischen Protesten als bislang vermutet
Bei der Niederschlagung der Proteste im November in Iran sind offenbar deutlich mehr Menschen getötet worden als bislang von ausländischen Beobachtern angenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Amnesty International geht inzwischen von 304 Todesopfern aus.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International korrigierte in einem am Montag veröffentlichten Bericht ihre bisherigen Zahlen nach oben. Demnach wurden mindestens 304 Menschen getötet.
Bislang hatte Amnesty noch geschätzt, dass 208 Menschen getötet worden seien. Die iranische Führung hatte bereits die bisherigen Zahlen der Menschenrechtsorganisation als «völlige Lügen» bezeichnet. Die iranischen Behörden haben bisher nur fünf Todesopfer bestätigt, unter denen vier Mitglieder der Sicherheitskräfte gewesen sein sollen.
Amnesty sammelte jedoch nach eigenen Angaben «erschütternde Zeugenberichte» darüber, dass die Behörden Demonstranten «massakriert» hätten. Anschliessend hätten die Behörden mittels rigoroser Massnahmen die hohe Zahl der Todesopfer zu vertuschen versucht, heisst es in dem neuen Bericht. Tausende Demonstranten, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Studenten seien festgenommen worden.
Laut Informationen aus unabhängigen Quellen gingen noch einen Monat nach den Protesten im ganzen Land die Razzien der Sicherheitskräfte weiter, erklärte Amnesty. Menschen würden in ihren Wohnungen oder an ihren Arbeitsplätzen festgenommen.
Die Proteste hatten sich am 15. November an einer Erhöhung der Benzinpreise entzündet. Da die Regierung damals das Internet tagelang weitgehend abschaltete, drangen nur langsam Informationen an die Öffentlichkeit. Die Proteste wurden von den Sicherheitskräften innerhalb weniger Tage niedergeschlagen.