Nizza erinnert am Samstag an drei Anschlagsopfer
In der südfranzösischen Küstenstadt Nizza wird am Samstag der drei Todesopfer des Anschlags in einer Kirche vor gut einer Woche gedacht.

Das Wichtigste in Kürze
- Mutmasslicher Täter in Pariser Krankenhaus verlegt.
Zu der nationalen Trauerfeier wird auch Frankreichs Regierungschef Jean Castex erwartet, wie sein Büro in Paris am Freitag mitteilte. Der mutmassliche Täter, den die Polizei bei der Festnahme durch Schüsse schwer verletzt hatte, wurde in eine Pariser Klinik verlegt.
Die Trauerzeremonie soll auf dem Schlossberg von Nizza stattfinden, mit Blick auf die Stadt und das Mittelmeer. Premier Castex will dort eine Rede halten. Die Familien der drei Getöteten sind ebenfalls eingeladen. Seit dem Anschlag gilt in Frankreich die höchste Terror-Warnstufe.
Am Donnerstag vergangener Woche war ein 21-jähriger Tunesier vor der Basilika von Nizza festgenommen worden, der zwei Frauen und einen Mann brutal mit einem Messer ermordet haben soll. Unter den Opfern war der Küster der katholischen Kirche sowie eine 60-Jährige, die der Täter nahezu enthauptete.
Die Ermittler fanden bei dem Tunesier weitere Messer sowie einen Koran, bei seiner Festnahme rief er mehrfach «Allahu Akbar» (Gott ist gross). Die französische Regierung geht deshalb von einem «islamistischen Terroranschlag» aus, wie Präsident Emmanuel Macron sagte.
Begleitet von Elitepolizisten wurde der mutmassliche Täter inzwischen per Flugzeug in ein Pariser Krankenhaus verlegt. Nach Angaben der zuvor behandelnden Klinik in Nizza sind Ärzte und Pfleger noch seelisch belastet durch das Attentat vom Juli 2016, als ein anderer Tunesier 86 Menschen mit einem Lkw getötet hatte. Hunderte Menschen mussten danach in den Krankenhäusern der Stadt versorgt werden.
Innenminister Gérald Darmanin reiste unterdessen nach Tunesien. Er wollte dort mit der Regierung über die Abschiebung von rund 20 tunesischen Staatsbürgern aus Frankreich verhandeln, die die Behörden für radikalisiert halten. Bisher sei eine Rückführung wegen der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen, hiess es. Anschliessend wollte Darmanin nach Algerien weiterreisen.
In Frankreich halten sich nach Angaben des Innenministeriums rund 230 mögliche Gefährder ohne gültige Papiere auf. Rund 70 Prozent stammen aus den Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien und Marokko sowie aus Russland.
Der mutmassliche Nizza-Attentäter war aus Tunesien über die Flüchtlingsroute nach Italien und von dort illegal nach Frankreich gelangt. Präsident Macron sagte der Zeitung «Le Figaro», die Anschlagsgefahr gehe nicht nur auf Flüchtlinge zurück. Aber «ein Teil des Terrorismus» sei «an Einwanderung gebunden».
Macron dringt deshalb auf schärfere Regeln für den europäischen Schengen-Raum, wo Reise-Freizügigkeit gilt. Im Dezember will er der EU Vorschläge machen, die bis zum französischen EU-Ratsvorsitz im ersten Halbjahr 2022 umgesetzt werden sollen. Es gehe um «eine echte Sicherheitspolizei an den Aussengrenzen», sagte er.