In Hannover (D) sind Lehrpersonen wegen täglicher Gewalt, Waffen und Drohungen am Ende. Ihr Hilferuf wird jedoch von den Behörden ignoriert.
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Lehrpersonen einer deutschen Schule rufen wegen täglicher Gewalt um Hilfe. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lehrpersonen einer deutschen Schule bitten in einem Brief die Behörden um Hilfe.
  • Sie berichten von täglicher physischer und sexualisierter Gewalt.
  • Regelmässig müsse gar die Polizei gerufen werden.
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Die Lehrpersonen einer Schule in Hannover (D) sind am Ende ihrer Kräfte. Sie berichten von täglicher Gewalt und Bedrohungen an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Stöcken. Trotz eines dringenden Appells an die Schulbehörde im Dezember 2023 hat sich aber bis heute nichts geändert.

Anja Mundt-Backhaus, didaktische Leiterin der Schule, spricht gegenüber «RTL» offen über die Zustände: «Wir haben Kollegen mit Burn-out. Das ist nicht mehr aushaltbar.» Fast täglich kommt es zu Übergriffen unter den Schülern – Körperverletzungen und Bedrohungen gehören zum Alltag. Die Polizei muss regelmässig eingreifen.

Auch Waffen sind ein Problem an der Schule. «Wir hatten mehrere Reizgas-Attacken und eine Eisenstange», so Mundt-Backhaus. Mit letzterer wurde ein Schüler gar bewusstlos geschlagen – auch die Täter besuchten die IGS Stöcken. Messer gehören zum Alltag.

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An einer Schule in Hannover (D) kommt es immer wieder zu Gewalt und Drohungen.
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In einem Brief rufen die Lehrkräfte um Hilfe.
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Die Schul-WCs werden immer wieder zum Schauplatz sexualisierter Gewalt.

Neben physischer Gewalt kommt es auch immer wieder zu sexualisierter Gewalt. Tatort sei dabei oft die Schultoilette. «Die sind nach oben und unten nicht geschlossen. Dann werden Handys darüber oder unter der Tür durchgehalten und es werden Fotos gemacht oder gefilmt», so Mundt-Backhaus. «Viele Kinder fühlen sich einfach nicht mehr sicher

Mundt-Backhaus sieht einen Teil des Problems auch bei den Familien der Schüler, wie sie gegenüber dem TV-Sender erklärt: «Wir haben viele sozial schwache Familien. Wir sind überzeugt, dass das unter anderem in vielen Fällen daran liegt, dass sich nicht adäquat um die Kinder gekümmert wird.»

Könnten Sie sich vorstellen, als Lehrperson zu arbeiten?

In ihrem Brief an die Schulbehörde forderten die Lehrpersonen kleinere Klassen, mehr Personal für Pausenangebote, Dolmetscher für Akutsituationen sowie finanzielle Mittel für Gewaltprävention. Auch bauliche Veränderungen wie geschlossene Toilettenwände wurden gewünscht.

Behörden ignorieren Hilferuf

Die Stadt lehnte jedoch die Forderung nach Sicherheitspersonal ab – man wolle keine amerikanischen Verhältnisse schaffen. Das Land Niedersachsen ignorierte den Hilferuf komplett.

Mundt-Backhaus appelliert nun an die Öffentlichkeit: «Wir wissen genau, wie wir es schaffen können und dass wir es schaffen können. Man muss uns nur die Bedingungen zur Verfügung stellen.» Sie hofft, durch die Medien die nötige Aufmerksamkeit auf die Probleme der Schule zu lenken. Es müsse einfach etwas passieren.

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