Die Londoner Polizei kommt nicht zur Ruhe, die Skandale reissen nicht ab. Der neue Polizeichef steht vor einer schweren Aufgabe.
Polizisten bei einer Demonstration auf dem Londoner Trafalgar Square.
Polizisten bei einer Demonstration auf dem Londoner Trafalgar Square. - Yui Mok/PA Wire/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zahlreiche Skandale häufen sich um die Londoner Polizei.
  • Deshalb wurde nun der neue Polizeichef, Mark Rowley, eingesetzt.
  • Korruption, Frauenfeindlichkeit und Rassismus sind bei den Met tief verwurzelt.

Weltweit gilt Scotland Yard als Instanz für Aufklärung und Unbestechlichkeit. Etwa wegen Jagden auf Mörder wie Jack the Ripper oder der Aufklärung des legendären Grossen Postraubs. Doch die Realität sieht für die Metropolitan Police, wie die Londoner Polizei eigentlich heisst, ganz anders aus.

Vielmehr ist eine Kultur der Frauenfeindlichkeit und Korruption tief in der Polizei verwurzelt. Dies ergab ein am Mittwoch veröffentlichter Untersuchungsbericht der Aufsichtsbehörde HMICFRS. «Es ist zu einfach für die falschen Leute, der Polizei beizutreten und dort zu bleiben», sagt HMICFRS-Inspektor Matt Parr.

Das Vertrauen der Londoner in ihre Met ist in den vergangenen Jahren abgestürzt. Die Bobbys, so der freundliche Spitzname der britischen Schutzpolizisten, mit denen Touristen gerne posieren, stecken tief in der Krise.

Bessere Kontrollen vor der Einstellung

Negativer Höhepunkt war die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der Londonerin Sarah Everard im März 2021. Dies geschah durch einen Beamten, der für die Tat seinen Dienstausweis nutzte. Die Empörung war gewaltig, der Mann wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Doch in den Griff hat die Spitze ihre gut 30 000 Mitglieder bisher noch immer nicht bekommen. Im Dezember erhielten zwei Polizisten Gefängnisstrafen, die Fotos von Leichen gemacht und in Chats geteilt hatten. Am Montag wurde ein Beamter zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er Geld aus einem abgegebenen Portemonnaie entwendet hatte.

Am Mittwoch werden nun zwei Männer – der eine aktiver, der andere ehemaliger Polizist – verurteilt. Sie hatten in einer Chat-Gruppe, zu der auch der Mörder von Sarah Everard gehörte, rassistische und frauenfeindliche Nachrichten ausgetauscht.

Vergewaltigung
Tausende Menschen trauerten um Sarah Everard. - AFP/Archiv

Man hätte früher Massnahmen für bessere Kontrollen vor der Einstellung treffen müssen. Dann, wäre es für Menschen wie den Everard-Mörder deutlich schwieriger gewesen, einen Job als Polizist zu bekommen. Dies betont HMICFRS im aktuellen Bericht.

Menschenverachtende Chatbeiträge und der Griff ins fremde Portemonnaie – was banal klingen mag, offenbart für Experten einen falsch verstandenen Kadergeist. Es ist die Aufgabe von Mark Rowley, bei der Behörde aufzuräumen und das Image zu verbessern.

Der neue Chef der Met Police folgte auf Cressida Dick. Sie wurde nach mehreren Skandalen unter ihrer Aufsicht von Londons Bürgermeister Sadiq Khan gefeuert. Doch Rowley steht vor einer Herkulesaufgabe.

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