Am Dienstagabend schlug eine Rakete «aus russischer Produktion» im Nato-Land Polen ein. Polens Präsident spricht von einem Versehen.
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Die Google-Earth-Luftaufnahme zeigt die Region um den Ort Przewodow in Polen nahe der Grenze zur Ukraine (rechts). In dem polnischen Ort sind bei einer Explosion auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zwei Menschen ums Leben gekommen. - ---/google earth/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag wurden in Polen zwei Menschen durch eine Rakete getötet.
  • Laut Präsident Duda handelt es sich um keinen gezielten Angriff.
  • Die Nato kommt heute Mittwoch zu einer Krisensitzung zusammen.

Am Dienstag überzog Russland die Ukraine mit dem wohl massivsten Raketenbeschuss seit Beginn des Ukraine-Kriegs.

Gegen Abend folgte dann die Meldung: Auch im polnischen Dorf Przewodów nahe der Grenze zur Ukraine ging eine Rakete nieder. Zwei Menschen wurden im Nato-Land dabei getötet. Zunächst war die Rede von einer verirrten russischen Rakete.

Andrzej Duda
Polens Präsident Andrzej Duda im Gespräch mit Journalisten. - dpa

Nach Angaben von Polens Präsident Andrzej Duda handelt es sich aber nicht um einen gezielten Angriff auf das Nato-Land. Es gebe auch keine Beweise dafür, dass die Rakete von Russland abgefeuert worden sei, sondern es handele sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine ukrainische Flugabwehrrakete, sagte Duda am Mittwoch in Warschau.

Stoltenberg: Ukraine nicht Schuld an Vorfall in Polen

Bei seiner Pressekonferenz am Mittwochmittag nach der Krisensitzung betont Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: Es sei nicht die Schuld der Ukraine, dass es zu dem Vorfall in Polen kam, sondern Russlands.

Denn ohne den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wsäre es nicht dazu gekommen. Auch die Ukraine macht Russland für den Raketeneinschlag verantwortlich.

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Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, spricht während einer Pressekonferenz im Nato-Hauptquartier. Foto: Olivier Matthys/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Olivier Matthys

Und weiter: Es sei eine ausser Kontrolle geratene ukrainische Luftverteidigungsrakete gewesen, die nicht die Merkmale eines Angriffs aufweise. Es gebe keine Anzeichen, dass Russland Nato-Territorium angegriffen habe.

Man müsse die Ukraine jetzt weiterhin militärisch unterstützen, damit es eine zufriedenstellende Lösung am Verhandlungstisch geben könne.

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Zwei Polen starben am Dienstagabend bei einem Raketeneinschlag. Polen ist Mitglied der Nato. - Twitter/@Faytuks

Rakete vom Typ S-300

Die eingeschlagene Rakete gehört nach Angaben der polnischen Regierung zum Flugabwehrsystem des Typs S-300.

Dieses werde sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Armee eingesetzt. «Vor Ort arbeitet ein Team aus polnischen Staatsanwälten und technischen Sachverständigen. Auch amerikanische Experten waren dort.» Das Gelände werde mit 3D-Technik gescannt.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte, die bisherigen Erkenntnisse liessen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf schliessen, dass es zu der Explosion in Przewozow in der Folge eines Abschusses einer russischen Rakete gekommen sei, danach sei dann eine in der Sowjetunion hergestellte Flugabwehrrakete, die sich in ukrainischem Besitz befunden habe, auf polnisches Gebiet gefallen.

Polen Ukraine
Bilder von letzter Woche: Die polnische Polizei ist im Dorf Przewodów und leitet Autos um.
Polen Rakete
Die polnischen Behörden meldeten in der Nacht, dass eine Rakete «aus russischer Produktion» in dem Dorf einschlug.
Polen Rakete
Dabei haben laut dem Aussenministerium des Landes zwei polnische Staatsbürger ihr Leben verloren.

Krisensitzung der Nato

Polen ist Nato-Mitglied – und kann somit die Mitglieder des Verteidigungsbündnisses zu Hilfe rufen. In Artikel Fünf ist geregelt: Die Bündnispartner sehen einen bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere von ihnen als ein Angriff gegen sie alle an. Dieser wurde erst einmal aktiviert: nämlich von den USA nach den Anschlägen am 11. September 2001.

Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?

Die Nato traf sich laut dem «Spiegel» heute Morgen zu einer Krisensitzung. Mit Japan sollen auch alle G7-Staaten zu einer Krisensitzung zusammenkommen.

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