Ist Russland noch eine Bedrohung? Nach dem Kalten Krieg wurde die Frage von etlichen Nato-Staaten verneint. 2014 hat sich das dramatisch geändert.
Ein russischer Kampfbomber des Typs Tupolew TU-160.
Ein russischer Kampfbomber des Typs Tupolew TU-160. - Ra/British Ministry Of Defence/epa/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nato trainiert in Kürze den Ernstfall.
  • Bei der grössten Kriegsübung seit Jahrzehnten nehmen 44'000 Soldaten teil.
  • Erst vor ein paar Wochen übte Russland im selben Grössenstil kriegerische Techniken.

Das in vier Wochen beginnende Nato-Manöver «Trident Juncture 2018» soll das grösste des Bündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges werden. Nach dem jüngsten Planungsstand werden an der Übung in Norwegen mehr als 44'000 Soldaten teilnehmen, wie Militärkreise in Brüssel der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Allein die Bundeswehr stellt nach eigenen Angaben rund 10'000.

Mit dem Grossmanöver in Norwegen will die Nato vom 25. Oktober bis zum 23. November für den sogenannten Bündnisfall trainieren. Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten Beistand leisten.

Lange Ruhe nach dem Kalten Krieg

Für den Bündnisfall war nach dem Ende des Kalten Krieges lange Zeit weniger intensiv geübt worden. Nachdem Russland sich 2014 die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt hatte, änderte die Nato jedoch ihre Strategie. Vor allem Polen sowie die baltischen Alliierten Litauen, Lettland und Estland fühlen sich von der aktuellen Politik des grossen Nachbarn verstärkt bedroht und fordern Aufrüstung und mehr Abschreckung.

Die Nato-Zentrale in Brüssel betont unterdessen, dass bei «Trident Juncture» (Dreizackiger Verbindungspunkt) nicht konkret für das Szenario eines russischen Angriffs geübt werde. Mit dem Manöver solle die gemeinsame Abwehr eines fiktiven Gegners trainiert werden, sagte eine Sprecherin der dpa. «Das Szenario und die Übung richten sich gegen kein bestimmtes Land.»

Hinter vorgehaltener Hand bestätigen Nato-Diplomaten allerdings zugleich, dass es natürlich kein Zufall sei, dass die Übung in einem Land ausgerichtet wird, das an Russland grenzt. Sie verweisen dabei auch darauf, dass das Kernland der früheren Sowjetunion zuletzt wieder intensiv für grossformatige Konflikte trainiert habe. An dem jüngsten russischen Grossmanöver Wostok (Osten) sollen nach Angaben aus Moskau beispielsweise knapp 300'000 Soldaten teilgenommen haben.

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