Wer trägt Schuld an dem Schiffsunglück mit mindestens sieben Toten auf der Donau in Budapest? Angehörige aus Südkorea bangen um die Menschen, die immer noch vermisst werden.
Kerzen und Blumen sind unter der Margaretenbrücke platziert. Die Kollision fand in der Nähe der Brücke statt. Foto: Zoltan Balogh/MTI/AP
Kerzen und Blumen sind unter der Margaretenbrücke platziert. Die Kollision fand in der Nähe der Brücke statt. Foto: Zoltan Balogh/MTI/AP - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Helfer haben nach dem Schiffsunglück mit mindestens sieben Toten auf der Donau mitten in Budapest ihre Suche nach den immer noch 21 Vermissten fortgesetzt.

Da es sich bei den meisten Opfern um südkoreanische Touristen handelte, reiste Aussenministerin Kang Kyung Wha aus Seoul an. Ihr ungarischer Kollege Peter Szijjarto sagte, man arbeite auch mit den serbischen Behörden zusammen. Er deutete an, dass Leichen wohl flussabwärts bis nach Serbien treiben könnten. Zu dem Unglück war es am Mittwochabend gekommen, als das kleine Ausflugsschiff «Hableany» («Nixe») mit der wesentlich grösseren «Viking Sigyn» zusammenstiess.

Am Freitag seien die ersten Mitglieder von betroffenen Familien nach Budapest abgeflogen, berichteten südkoreanische TV-Sender. Im Laufe des Tages sollten mehr als 30 weitere Angehörige folgen. Rettungskräfte des ostasiatischen Landes, darunter Spezialtaucher, sollten die Suche in der Donau unterstützen. Österreichische Taucher helfen bereits.

Ministerin Wha besichtigte mit Szijjarto den Unglücksort an der Margaretenbrücke im Zentrum der ungarischen Hauptstadt. Bei dem Unglück wurden sieben Touristen gerettet, einer von ihnen ist schwer verletzt.

Bereits kurz nach dem Unfall war eine Leiche etwa zehn Kilometer flussabwärts vom Unglücksort gefunden worden. Szijjarto sagte, die Strömung sei «riesig», der Wasserstand steige ständig, die Sichtverhältnisse seien sehr schlecht. Ziel sei es, das Schiffswrack so schnell wie möglich an die Oberfläche zu bringen um eventuell darin befindliche Leichen bergen zu können.

Der in Gewahrsam genommene Kapitän des am Unfall beteiligten Flusskreuzfahrtschiffs «Viking Sigyn» sagte, er habe den Unfall nicht verhindern können. Der 64-jährige Ukrainer lenke seit 44 Jahren unfallfrei Schiffe auf der Donau und sei sehr erfahren, erklärte sein Rechtsanwalt. Es sei unhaltbar, seinen Mandanten für den Unfall verantwortlich zu machen, bevor überhaupt Expertengutachten vorlägen. Ein Haftbefehl sei beantragt, aber noch nicht erteilt worden, sagte der Anwalt der ungarischen Nachrichtenagentur MTI.

Videoaufnahmen des Unglücks liessen darauf schliessen, dass wohl nicht das kleine Schiff auf die «Viking Sigyn» zugesteuert sei, sagte der Vorsitzende des Verbands der Binnenschifffahrt, Attila Bencsik, am Freitag im ungarischen Staatsfernsehen. Vielmehr habe wohl das Flusskreuzfahrtschiff die kleine «Hableany» zwischen den Pfeilern der Margaretenbrücke, wo die Strömung besonders stark sei, in ihren Sog gezogen, sagte Bencsik.

Nach dem Zusammenstoss mit dem Kreuzfahrtschiff sank die «Hableany» mit den Südkoreanern an Bord binnen Sekunden. «Die Bergung des Wracks kann noch Tage, ja sogar eine Woche dauern», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur MTI den Geschäftsführer einer darauf spezialisierten Firma.

Die Donau fliesst mitten durch Budapest und trennt die beiden Stadthälften Buda und Pest. Ausflugsfahrten per Schiff sind bei Touristen beliebt, weil sich dabei schöne Ausblicke auf Sehenswürdigkeiten wie das Parlamentsgebäude bieten.

In den Stunden nach Sonnenuntergang übt das beleuchtete Stadtbild eine besondere Anziehung auf Besucher aus. In letzter Zeit führte dies zu viel Verkehrsaufkommen auf der Donau am Abend. Einige Experten sprachen von einer erwartbaren Katastrophe.

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