Immer Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Der Naturschutzbund Deutschland fordert, dass Biodiversität «ein politisches Schwerpunktthema» wird.
Dürre
Die Dürre stellt für viele Tiere eine Herausforderung dar. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland steht die Bundestagswahl vor der Tür.
  • Der Nabu ruft dazu auf, den Kampf gegen die Naturzerstörung dabei zu berücksichtigen.
  • Dieser solle zu einem entscheidenden Kriterium für die Wahlentscheidung gemacht werden.

Angesichts des fortschreitenden Artensterbens auch in Deutschland drängt der Naturschutzbund (Nabu) auf ein «Notprogramm für die Natur».

«Biodiversität muss endlich ein politisches Schwerpunktthema werden», forderte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der Nabu rief dazu auf, den Kampf gegen die Naturzerstörung zu einem entscheidenden Kriterium für die Wahlentscheidung bei der Bundestagswahl zu machen.

Nabu fordert «Nationalen Renaturierungsplan»

Tier- und Pflanzenarten «verschwinden meist leise und unauffällig», warnte der Umweltverband. Häufige Ursachen seien «Flächenfrass, industrielle Landwirtschaft und Umweltverschmutzung». Unmittelbar vom Aussterben bedroht seien beispielsweise der Feldhamster, aber auch weniger bekannt Arten wie die Würfelnatter oder die Bayerische Kurzohrmaus, die bereits als verschollen eingestuft werde. Auch vom Ostsee-Schweinswal gebe es nur noch etwa 500 Tiere.

feldhamster
Der vom Elsass bis nach Sibirien einst millionenfach verbreitete Feldhamster ist jetzt offiziell in seinem gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht. Foto: Uwe Anspach/dpa - dpa-infocom GmbH

Konkret verlangt der Nabu folgende Massnahmen, die von einer neuen Bundesregierung umgehend auf den Weg gebracht werden müssten: Ein «Nationaler Renaturierungsplan» soll sicherstellen, «dass sich auf mindestens 15 Prozent der Landes- und Meeresflächen geschädigte Lebensräume erholen können». Landwirte sollen dafür bezahlt werden, dass sie mindestens zehn Prozent der Fläche von Acker- und Grünland als nicht-bewirtschaftete Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen zur Verfügung stellen.

Ausbau von Schutzgebieten gefordert

Der Nabu fordert weiter: Mindestens zehn Meter breite Randstreifen an allen Gewässern sollen sich frei von Pestizid- und Düngereinträgen naturnah entwickeln können. Der Flächenverbrauch soll bis 2030 auf «Netto-Null» sinken. Für mehr Grün an Fassaden und auf Dächern und Freiflächen in Städten und Kommunen sollen jährlich 100 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Pestizid, Syngenta
Ein Landwirt fährt am späten Abend mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld. - dpa

Schutzgebiete sollen ausgebaut und effektiver geschützt werden. Der Nabu verweist hier auf das europäische Ziel, bis zum Ende des Jahrzehnts 30 Prozent der Land- und Meeresflächen Europas unter Schutz zu stellen, davon zehn Prozent mit besonderem Vorrang vor anderen Nutzungen. Ein «Bundes-Wildtierwegeplan» soll Biotope deutschlandweit vernetzen. Zugleich soll es ein Moratorium für den Bau neuer Fernstrassen geben.

Ärmere Länder sollen unterstützt werden

Zehn Prozent der Wälder sollen dauerhaft als Naturwälder ausgewiesen werden, «die frei von forstlichen Eingriffen sind». In der Landwirtschaft soll es ein Umsteuern zu einem naturgerechteren Wirtschaften geben, mit «fairen Wirtschaftsbedingungen» für Landwirtinnen und Landwirte. Ein «Blue Deal» soll für den besseren Schutz von Meeren sorgen. Zudem soll sich die neue Regierung auch international für mehr Artenschutz einsetzen und ärmere Länder dabei mit jährlich zwei Milliarden Euro unterstützen.

Rotbuchenwald Ukraine Krieg
Bewegung in der Natur kann helfen, um die vielen Bilder aus dem Ukraine-Krieg zu verarbeiten. (Symbolbild) - Keystone

Krüger verwies auch auf Wechselwirkungen zwischen der Bewahrung der Biodiversität und dem Klima- sowie dem Gesundheitsschutz. «Je weniger artenreich und stabil Gewässer, Wälder, Meere und Agrarlandschaften sind, desto schutzloser sind wir den Auswirkungen der Klimakrise ausgeliefert», warnte der Nabu-Präsident. «Wir brauchen einen energisch geführten und von ernsthaftem Wollen geprägten Wettkampf für die Natur, nicht gegen sie», forderte er weiter.

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