Die Corona-Krise und die weltumspannende Serie von Naturkatastrophen wirken sich in zweifacher Hinsicht auf Versicherungen aus. Den hohen Schäden stehen höhere Nachfrage und steigende Preise gegenüber.
munich re
Das Logo der Munich RE klebt an der Mauer vor dem Haupteingang des Verwaltungsgebäudes der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) im Münchner Stadtteil Schwabing. - Peter Kneffel/dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Hochwasserkatastrophe in Europa und die vielen Corona-Opfer kommen den Rückversicherer Munich Re teuer zu stehen.

Trotzdem zeigte sich Vorstandschef Joachim Wenning am Dienstag überzeugt, dass der Dax-Konzern im laufenden Jahr wie geplant einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro einfährt.

Allerdings belasten die Corona-Toten in den USA sowie in Indien und Südafrika den Konzern in der Lebensversicherungssparte 2021 wohl doppelt so stark wie bisher gedacht. Die Flutkatastrophe in Deutschland und den Nachbarländern im Juli könnte bei dem Münchner Konzern voraussichtlich mit etwa einer halben Milliarde Euro zu Buche schlagen.

Wegen der coronabedingten Todesfälle in Übersee rechnet der Vorstand 2021 mit einer Belastung von 400 Millionen Euro - doppelt so viel wie bisher gedacht. Doch auf der anderen Seite verbuchte das Unternehmen gute Neugeschäfte, und zwar sowohl in der Rückversicherung als auch bei der Düsseldorfer Tochter Ergo. «Wir erwarten für dieses Jahr einen Rekordumsatz von 58 Milliarden Euro», sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka bei Vorlage der endgültigen Zahlen für das zweite Quartal.

Abgesehen von den Corona-Todesfällen sind die Belastungen durch die Pandemie in diesem Jahr sehr viel niedriger als im ersten Krisenjahr 2020. Vorstandschef Joachim Wenning bezifferte die voraussichtlichen Gesamtkosten des Virus für den Münchner Konzern in beiden Jahren auf fast vier Milliarden Euro, davon 3,4 Milliarden im vergangenen Jahr. Dazu zählen unter anderem die Zahlungen für ausgefallene Veranstaltungen.

Naturkatastrophen kamen das Unternehmen ebenfalls teuer zu stehen, die Kosten nahmen im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um gut ein Fünftel auf 203 Millionen Euro zu. Dabei sind die verheerenden Überschwemmungen im Juli nicht eingerechnet, weil diese in das dritte Quartal fallen.

Wenning und Jurecka rechnen damit, dass die vom Sturmtief «Bernd» verursachten Hochwasserschäden in Deutschland, Österreich und anderen Nachbarländern bei Munich Re und Ergo mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen. Der deutsche Versichererverband GDV schätzt die versicherten Schäden allein in Deutschland auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro.

Wie bereits seit Juli bekannt, erzielte der Konzern im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro und damit rund 91 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Da hatten hohe Schadenrückstellungen infolge der Corona-Krise das Ergebnis stark nach unten gezogen.

Unterdessen wird Rückversicherungsschutz für Erstversicherer wie die Allianz oder den italienischen Generali-Konzern teurer. Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft im Juli konnte die Munich Re nach eigenen Angaben risikobereinigt im Schnitt rund zwei Prozent höhere Preise durchsetzen. Dabei wurden vor allem Verträge in Nord- und Südamerika, Australien sowie mit globalen Kunden erneuert.

Für die grosse Erneuerungsrunde zum nächsten Jahreswechsel rechnet die Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung mit einem weiteren Dreh an der Preisschraube.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

VersicherungenCoronavirusEuroHochwasser