Seit der Krieg im Osten Europas wütet, zeigt sich die Schweiz solidarisch. Auch die Stiftung Pestalozzi zeigt Solidarität, indem sie Flüchtlinge aufnimmt.
Kinderdorf
Warten auf eine ungewisse Zukunft: Flüchtende aus der Ukraine sind im Kinderdorf Pestalozzi im Appenzellerland aufgenommen worden. - sda - Keystone/GIAN EHRENZELLER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im appenzellischen Trogen befindet sich das Kinderdorf der Stiftung Pestalozzi.
  • Seit Beginn des Ukrainekriegs bietet die Stiftung ihre Räumlichkeiten Flüchtenden an.
  • Die Pestalozzi-Stiftung wurde 1946 gegründet und nahm Waisen vom Zweiten Weltkrieg auf.

Flüchtende aus der Ukraine haben im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen AR Schutz gefunden. Bei einem Augenschein vor Ort schildert eine Familie ihre Flucht vor dem Krieg. «Wir sind in Sicherheit, aber wir haben keine Ruhe», sagt Anja, eine junge Ukrainerin.

Sie flüchtete zusammen mit ihren beiden Schwestern, der Schwägerin, der Mutter, dem Grossvater und mehreren Kleinkindern. Nun lebt sie seit einigen Tagen im Haus «Hoffnung» im Kinderdorf Pestalozzi oberhalb von Trogen.

Flucht gelang über Slowakei, Ungarn und Österreich

Der Kontrast könnte nicht grösser sein. In der Heimat wütet der Krieg. Ihre Männer und viele Freunde mussten sie in der Ukraine zurücklassen. In Trogen leben sie umgeben von sanften Hügeln in einem original Appenzellerhaus mit Blick auf den Bodensee.

Auf der Flucht seien sie auf viele hilfsbereite Menschen gestossen. Über die Slowakei, Ungarn und Österreich gelangten sie in die Schweiz. «Als wir in Budapest den Zug verpassten, hat uns eine Familie bei sich aufgenommen», erzählt Anja. Immer wieder blicken die Frauen auf ihre Handys und hoffen auf Nachrichten aus der Heimat.

Grossvater wünschte sich für seine Nachkommen eine bessere Welt

Auch die Kinder wissen über den Krieg Bescheid, denn es sei wichtig, dass sie die Wahrheit erfahren würden. Inmitten der Frauen sitzt der 82-jährige Grossvater. Er hatte sich eine bessere Welt für seine Nachkommen gewünscht. «Unser grösster Wunsch ist es, nach Hause zurückzukehren und unsere Häuser wieder aufzubauen,» sagt seine Enkelin.

Neben der Familie befinden sich noch rund 50 weitere Menschen aus der Ukraine im Kinderdorf. Vor allem Frauen und Kinder. «Heute kommen nochmals 50 weitere Flüchtende zu uns», sagt Martin Bachofen, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi.

Am ersten Tag nach der russischen Invasion habe die Stiftung entschieden, den Menschen auf der Flucht Schutz zu bieten. «Wir sind kein Asylzentrum, sondern wir stellen den Menschen unsere Infrastruktur zur Verfügung», so Bachofen. Neben Unterkunft und Verpflegung bietet das Kinderdorf den UkrainerInnen auch einen Sanitätsdienst. Zudem werden Übersetzungshilfen und eine Anlaufstelle für behördliche Fragen angeboten.

Viele Flüchtende bräuchten aber zuerst einfach Zeit, um sich zu erholen und in Sicherheit zu wissen. «Unsere Gäste können so lange bei uns bleiben, wie nötig», betont Bachofen. Um das Projekt zu finanzieren, will die Stiftung bei Partnern und Behörden Unterstützungsgesuche einreichen.

Die Stiftung engagiert sich auf dem ganzen Globus

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi wurde 1946 gegründet und ist heute als Hilfswerk international tätig. Begonnen hat die Geschichte des Kinderdorfes in Trogen mit der Aufnahme europäischer Kriegswaisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1960 wurden Flüchtlingskinder aus Tibet vom Kinderhilfswerk aufgenommen.

Heute treffen Schweizer Schulklassen auf Kinder aus Südosteuropa und lernen in Austauschprojekten die Grundlagen eines friedlichen Zusammenlebens. Neben den Projekten im Kinderdorf setzt sich die Stiftung weltweit für den Zugang zur Bildung für benachteiligte Kinder ein.

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