Mehr als zwei Millionen Deutsche wollten 2019 mehr arbeiten
Mehr als zwei Millionen deutsche Erwerbstätige wollen im Schnitt 10,3 Stunden mehr arbeiten. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.

Das Wichtigste in Kürze
- 2,1 Millionen Erwerbstätige wollen in Deutschland eine längere Arbeitszeit.
- Im Schnitt arbeiteten die Unterbeschäftigten im Jahr 2019 pro Woche 29,3 Stunden.
- Sie wollen im Schnitt zehn Stunden länger arbeiten.
Hunderttausende Deutsche würden gerne länger arbeiten: Insgesamt knapp 2,1 Millionen Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren wünschten sich im vergangenen Jahr eine längere Arbeitszeit. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mit.
Diesen sogenannten Unterbeschäftigten standen demnach knapp 1,5 Millionen überbeschäftigte Erwerbstätige gegenüber. Diese wollten ihre Arbeitszeit reduzieren und dafür ein geringeres Einkommen akzeptieren.
Unterbeschäftigte wollten im Schnitt mehr als zehn Stunden arbeiten
Die Unterbeschäftigten hatten laut Statistikamt im Jahr 2019 eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 29,3 Stunden. Sie wollten im Schnitt gerne 10,3 Stunden mehr arbeiten. «Überbeschäftigte arbeiteten dagegen durchschnittlich 41,5 Stunden pro Woche und wünschten sich eine Verkürzung um 10,7 Stunden».
Gerade Frauen «stecken noch viel zu oft in der Teilzeitfalle fest», kritisierte die Grünen-Abgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel. Durch die Corona-Pandemie sei besonders deutlich geworden, wie schwer Arbeit teilweise mit Kinderbetreuung oder Pflege vereinbar ist. Beschäftigte sollten «in einem Bereich von 30 bis 40 Wochenstunden selbst entscheiden können, wie ihre persönliche Vollzeit aussieht». Sie forderte ausserdem ein «wirksames Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten auf ihren vorherigen Stundenumfang».
Die Bundesregierung müsse die Beschäftigten und ihre Arbeitszeitwünsche mit praxistauglicheren Rechtsansprüchen - beispielsweise auf eine Mindestarbeitsdauer - stärken. Dies forderte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann.
Arbeitszeit soll auf 40 Wochenstunden begrenzt werden
Es gehe darum, einerseits Arbeitnehmern «ein Mindestmass an Beschäftigungsumfang zu garantieren» und andererseits «der Entgrenzung von Arbeitszeit einen Riegel vorzuschieben». Zimmermann forderte daher, die gesetzlich zulässige Höchstarbeitszeit auf 40 Wochenstunden zu begrenzen. Ausserdem soll beim Teilzeitanspruch die Schwelle von 15 Beschäftigten in einem Betrieb gesenkt werden.
Wie die Statistiker weiter mitteilten, arbeitete ein Vollzeitbeschäftigter in Deutschland im selben Jahr durchschnittlich 41,3 Stunden in der Woche. Im Westen und besonders unter Männern war die Arbeitszeit etwas länger, in Ostdeutschland sowie unter Frauen fiel sie geringer aus.
Deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
Ein Beschäftigter in Teilzeit arbeitete den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 20,2 Stunden pro Woche. Auch hier gab es deutliche Unterschiede zwischen West und Ost: Teilzeitbeschäftigte in Ostdeutschland arbeiteten im Durchschnitt länger.
Die Statistiker verwiesen darauf: Teilzeitbeschäftigte Frauen hätten im Westen «seltener den Wunsch nach einer Erhöhung der Arbeitszeit» geäussert als im Osten. Und dies, obwohl ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit dort mit 24,6 Stunden ohnehin deutlich länger war als in Westdeutschland mit 20,2 Stunden.