Die Piloten der Lufthansa wollen am Freitag streiken. Die Airline reagiert mit der Streichung von 800 Flügen in München und Frankfurt.
Lufthansa-Maschinen bleiben auf dem Boden.
Lufthansa-Maschinen bleiben auf dem Boden. - Daniel Bockwoldt/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag wollen die Piloten der Lufthansa streiken.
  • Der Arbeitgeber habe sich bei Verhandlungen nicht auf die Gewerkschaften zubewegt.
  • Als Folge davon werden am Freitag 800 Flüge gestrichen, betroffen sind 130'000 Passagiere.
Ad

Die Piloten der Lufthansa wollen am Freitag streiken. Die Tarif-Verhandlungen mit der Fluggesellschaft seien erneut gescheitert, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit in der Nacht auf Donnerstag. Die Pilotinnen und Piloten seien nun am 2. September bei der Lufthansa Cargo sowie der Deutschen Lufthansa AG ganztägig zum Streik aufgerufen.

Am Donnerstagvormittag reagiert die Airline dann mit der Streichung von rund 800 Flügen in München und Frankfurt. Der Streik betrifft somit voraussichtlich 130'000 Passagiere.

Cockpit-Sprecher Matthias Baier erklärte, die Lufthansa habe einen Verhandlungstermin diese Woche zwar wahrgenommenen, «aber nicht genutzt, um sich mit einem verbesserten Angebot auf die Forderungen der Gewerkschaft zuzubewegen». Baier fügte hinzu: «Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.»

lufthansa
Lufthansa-Flugzeug in Frankfurt - AFP/Archiv

«Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen», erklärte der Vorsitzende Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit, Marcel Gröls. «Aktuell liegen wir zu weit auseinander. Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes, brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen.»

Wie weiter mit Konzernstrategie?

Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschliesslich von den rund 5000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen.

Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline mit der internen Bezeichnung «Cityline 2» soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.

Sind Sie schon einmal mit der Lufthansa geflogen?

Laut VC haben bei der Urabstimmung in der Lufthansa-Passage 97,6 Prozent für den Arbeitskampf gestimmt, bei der kleineren Lufthansa Cargo waren es sogar 99,3 Prozent. Die Beteiligung lag laut Gewerkschaft in beiden Flugbetrieben bei über 93 Prozent. Erforderlich war eine Zustimmung von mehr als 70 Prozent aller Stimmberechtigten.

Bodenpersonal erreichte nach Streik Einigung

Bereits Ende Juli hatten sich die Cockpit-Mitglieder in einer Urabstimmung mit grosser Mehrheit für einen möglichen Arbeitskampf ausgesprochen.

Für das Bodenpersonal hatte die Gewerkschaft Verdi Anfang August eine Tarifeinigung mit der Lufthansa erzielt, die deutliche Lohnsteigerungen vorsieht. Zuvor hatte es einen mehr als 26-stündigen Warnstreik der Beschäftigten am Boden gegeben. Die Lufthansa musste deswegen mitten in der Ferienzeit mehr als 1000 Flüge streichen.

Lufthansa kritisiert

Die Lufthansa kritisierte den Streikaufruf. «Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht - trotz der nachwirkenden Lasten der Corona Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft», sagte Personalvorstand und Arbeitsdirektor Michael Niggemann laut Mitteilung. Diese Eskalation gehe zulasten Tausender Kundinnen und Kunden.

flughafen
Der Flugahfen Frankfurt aus der Vogelperspektive. - sda - KEYSTONE/DPA/BORIS ROESSLER

Der vorerst letzte Pilotenstreik bei Lufthansa endete im Februar 2017 nach 14 Runden und einer letztlich erfolgreichen Schlichtung. Der 2012 begonnene Arbeitskampf hat die Lufthansa nach damaligen Angaben mindestens 500 Millionen Euro gekostet.

Lufthansa nennt Details aus Verhandlungen mit Piloten

Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen mit den Piloten hat die Lufthansa Details zum Verhandlungsstand veröffentlicht. Danach habe das Unternehmen zuletzt eine Erhöhung der monatlichen Grundvergütung um pauschal 900 Euro angeboten.

Bezogen auf die Laufzeit von 18 Monaten würde das Zuwächse von 18 Prozent für Berufsanfänger und 5 Prozent für Kapitäne in der Endstufe ergeben, teilte Lufthansa am Donnerstag mit.

Dazu kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Trainings. Alles zusammen würde die Personalkosten im Cockpit laut Lufthansa um 40 Prozent erhöhen. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FluggesellschaftWeltwirtschaftGewerkschaftCoronavirusEuroStreikLufthansa