Loveparade: Drama von Duisburg jährt sich zum zehnten Mal
21 Tote, mindestens 650 Verletzte: Vor zehn Jahren endete die Loveparade in Duisburg in einer Katastrophe. Heute Freitag wird den Toten gedacht.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Loveparade-Drama in Duisburg (D) forderte vor zehn Jahren insgesamt 21 Menschenleben.
- Sie starben bei einem unfassbaren Gedränge während des Mega-Events.
- Das Unglück jährt sich heute Freitag zum zehnten Mal.
Zehn Jahre ist es her, dass bei der Loveparade im deutschen Duisburg eine Massenpanik ausbrach. Beim einzigen Ein- und Ausgang kamen bei dem unfassbaren Gedränge 21 junge Menschen ums Leben.
Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt. Einige von ihnen leiden bis heute körperlich und seelisch unter den Folgen.

Zum Jahrestag am 24. Juli werden wieder zahlreiche Angehörige und Verletzte an der Unglücksstelle erwartet, an der später eine Gedenkstätte errichtet wurde. Es ist der erste Jahrestag nach der endgültigen Einstellung des Strafprozesses Anfang Mai dieses Jahres.
Angehörigen können wegen Corona nicht anreisen
Die meisten Angehörigen der Opfer aus dem Ausland können wegen Corona diesmal nicht kommen, sagt Jürgen Widera, Vorsitzender der Loveparade-Stiftung.
Es gebe Absagen von Angehörigen aus Australien, China, Italien und Spanien. Die traditionell am Vorabend angesetzte Andacht in der Salvatorkirche konnten die Angehörigen aber per Livestream verfolgen.

Auch die heutige Gedenkveranstaltung am Jahrestag soll live im Internet übertragen werden, anders als bei der Andacht in der Kirche für jedermann zugänglich. Eine Maskenpflicht gibt es nicht, dafür aber Besucher-Obergrenzen bei allen Veranstaltungen.
Loveparade-Drama ist unvergessen
Die Tragödie ist in Nordrhein-Westfalen unvergessen. Vor einem Monat beschloss der Landtag weitere Hilfen für Opfer und Hinterbliebene.
In der Sitzung nannte die frühere NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in einer bewegenden Rede die Loveparade-Katastrophe «eine offene Wunde am Herzen der Stadt und des Landes».
Anschliessend nannte sie alle Vornamen der Opfer und ihr Alter. Kraft war zum Zeitpunkt des Loveparade-Unglücks erst seit zehn Tagen Ministerpräsidentin.
Der heutige Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) erklärte im Vorfeld des Jahrestages: «Das Leid, welches dieser Tag über viele Menschen gebracht hat, kann auch die Zeit nicht relativieren.»
Er sehe aber, dass es inzwischen vielen gelinge, nach vorne zu schauen. Link will bei der öffentlichen Gedenkveranstaltung am Jahrestag sprechen.

Geplant ist auch ein Musikbeitrag der Duisburger Sängerin Marie Wegener (19), die 2018 die Show «Deutschland sucht den Superstar» gewonnen hatte.
Erneut war am Vorabend vom Jahrestag im Zugangstunnel zum einstigen Veranstaltungsgelände eine «Nacht der 1000 Lichter» abgehalten worden.
Strafverfahren wurde Anfang Mai eingestellt
Das Strafverfahren war endgültig Anfang Mai ohne Urteil eingestellt worden - wegen vermutlich geringer Schuld. Ursprünglich angeklagt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung waren insgesamt sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalterunternehmens Lopavent.

Zuletzt hatte es nur noch drei Angeklagte gegeben. «Den grossen Bösewicht haben wir nicht gefunden. Es war eine Katastrophe ohne Bösewicht», sagte der Vorsitzende Richter Mario Plein in der Einstellungsbegründung.
Leute hätten Fehler gemacht, obwohl sie ihr Bestes gegeben hätten, ja sogar ihre eigenen Kinder zum Techno-Spektakel liessen.
Wie konnte es zu dem Unglück kommen?
Die Frage, wie es zu dem Unglück kommen konnte, hatte im Prozess breiten Raum eingenommen. Auf der Grundlage eines 3800 Seiten umfassenden Gutachtens des Wuppertaler Verkehrssicherheitsexperten Prof. Jürgen Gerlach stellte das Gericht am Ende fest, dass eine «Vielzahl von Umständen» zu dem tödlichen Gedränge geführt habe.

So sei etwa der Veranstaltungsort für das Konzept und die Besuchermengen nicht geeignet gewesen. Vereinzelungsanlagen und Schleusen an den Eingängen seien nicht auf die erwartenden Personenmengen ausgerichtet gewesen.
Das Gericht stellte auch fest, dass das Unglück auch am Veranstaltungstag noch hätte verhindert oder zumindest in den Folgen abgemildert werden können.