Kurz bevor der deutsche Bundestag über die Widerspruchslösung zu Organspenden debattiert, gibt es neue Zahlen. 2019 gab es etwas weniger Spender als zuvor.
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In solchen Organtransportboxen werden in Deutschland Organe zu Empfängern geliefert. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Organspender in Deutschland ist 2019 im Vergleich zu 2018 zurückgegangen.
  • Deutschland ist im internationalen Vergleich eines der Schlusslichter.
  • Am Donnerstag debattiert der Bundestag über die vorgeschlagene Widerspruchslösung.

Die Zahl der Organspender in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht von 955 auf 932 zurückgegangen. Auch bei den gespendeten Organen verzeichnete die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) laut Mitteilung einen Rückgang von 3113 im Jahr 2018 auf nun 2995.

Die Zahlen in den Jahren davor lagen jedoch unter denen aus dem vergangenen Jahr. Der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, spricht daher für 2019 auch nur von statistischen Schwankungen und keiner grossen Änderung.

Deutschland eines der Schlusslichter

«Allerdings bildet Deutschland mit einer bundesdurchschnittlichen Spenderrate von 11,2 Spendern pro eine Million Einwohner nach wie vor eines der Schlusslichter im internationalen Vergleich», heisst es in der Mitteilung.

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Deutschland gehört im internationalen Vergleich zu den Organspende-Schlusslichter. Hier zu sehen ein deutscher Organspendeausweis, aufgenommen vor dem Modell eines menschlichen Torsos. - dpa

Es habe zuletzt aber mehr Kontakte mit Spitälern gegeben. «Die DSO geht davon aus, dass die öffentlichen Diskussionen um die Organspende dazu beitragen, das Bewusstsein für Organspende in den Kliniken zu verbessern.»

Debatte im Bundestag

Am Donnerstag soll der deutsche Bundestag über neue Regeln für Organspenden entscheiden. Dabei geht es um die sogenannte Widerspruchslösung. Ein fraktionsübergreifender Gesetzesentwurf von einer Gruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) strebt die «doppelte Widerspruchslösung» an.

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Jens Spahn, deutscher Gesundheitsminister, strebt die «doppelte Widerspruchslösung» an. - dpa

Ab dem 1. Oktober 2022 sollen demnach alle Bürger grundsätzlich als Spender gelten. Man soll dazu aber später Nein sagen können. Ansonsten wäre noch bei Angehörigen nachzufragen, ob ihnen ein Widerspruch bekannt ist.

Eine andere Abgeordnetengruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock schlägt vor, dass alle Bürger mindestens alle zehn Jahre beim Ausweisabholen auf das Thema Organspende angesprochen werden.

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Grünen-Chefin Annalena Baerbock. - dpa

Daneben hat die AfD einen Antrag eingebracht, der eine doppelte Widerspruchslösung ablehnt. Gemeinsames Ziel ist, zu mehr Organspenden in Deutschland zu kommen.

«Widerspruchslösung nur ein Baustein»

«Mit Appellen erreicht man wenig», sagte Rahmel. Allerdings erwarte er auch keine besonderen Effekte, wenn am Bürgeramt Flyer verteilt werden. «Das haben wir im Prinzip heute schon.»

Hingegen würde die Widerspruchslösung dazu führen, dass sich jeder mit dem Thema auseinandersetzen müsse. «Mehr als 40 Prozent der ablehnenden Entscheidungen werden heute von Angehörigen getroffen, die gar nicht wissen, was der Verstorbene wollte.»

Jedoch warnte Rahmel auch: «Die Widerspruchslösung ist nur ein Baustein. Dadurch werden sich nicht von einem auf den anderen Tag die Zahlen verdoppeln.»

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