Nizza ist kaum wiederzuerkennen. Wegen einer angeordneten Ausgangssperre für das Wochenende war die sonst so überloffene Uferpromenade wie leer gefegt.
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In Nizza gilt am Wochenende eine Ausgangssperre. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Frankreich ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen gestiegen.
  • In zwei Gebieten wurde nun eine Wochenend-Ausgangssperre verhängt.
  • Betroffen sind die Côte d'Azur inklusive Nizza und der Grossraum von Dünkirchen.

Nizzas berühmte Uferpromenade wie ausgestorben, dagegen Menschenmassen auf den Seine-Quais in Paris: Im Kampf gegen neue Corona-Varianten mussten die Einwohner in zwei besonders betroffenen Gebieten das Wochenende zu Hause bleiben. Betroffen waren Regionen im Süden und Norden Frankreichs.

Weitere Regionen könnten folgen. Eine erneute landesweite Ausgangssperre wie vor einem Jahr will Premierminister Jean Castex aber weiterhin um jeden Preis vermeiden.

Die zunächst für zwei Wochenenden angeordnete Ausgangssperre gilt für alle Bewohner der Côte d'Azur von Menton bis Théoule-sur-Mer. Dazu gehört auch die Strandmetropole Nizza. Im Norden ist der Grossraum von Dünkirchen betroffen.

Nizza glich einer Geisterstadt

In den betroffenen Gebieten dürfen die Menschen ihre Wohnungen zwischen Freitagabend, 18.00 Uhr, und Montagmorgen um 06.00 für maximal eine Stunde am Tag in einem Fünf-Kilometer-Radius verlassen.

Für ganz Frankreich gilt bereits eine abendliche Ausgangssperre ab 18.00 Uhr.

Corona Frankreich
Die französische Riviera um Nizza sowie Dunkerque und die umliegende Küstenregion werden für mindestens zwei Wochen unter Wochenendsperren stehen. - dpa

Die Strandmetropole Nizza wirkte am Wochenende wie eine Geisterstadt. «Es muss etwas getan werden, Covid nimmt zu in der Region.» Dies sagte der Koch Charlie Kentish, der am frühen Samstagmorgen noch einen kurzen Spaziergang an den Strand unternahm.

Der Engländer lebt seit 30 Jahren in Nizza. Das Wochenende werde er damit verbringen, mit seinen drei Söhnen «viel Playstation zu spielen», sagte er.

«Niemand ist mehr draussen»

Obwohl Lebensmittelgeschäfte und -märkte auch während der Ausgangssperre geöffnet bleiben dürfen, haben sie kaum Kunden. Der Blumenhändler Joseph Scriva findet, die Situation in Nizza sei «vielleicht noch schlimmer» als vor einem Jahr.

«Viele Menschen sind ins Hinterland gezogen, um diesem Eingesperrtsein zu entkommen. Niemand ist mehr draussen», sagt er resigniert. Nach einer ersten Bilanz der Polizei wurde die Ausgangssperre zunächst weitgehend respektiert.

Coronavirus - Frankreich
Ein Mann in Badehose wird von zwei französischen Polizisten an einem Strand kontrolliert. - dpa

Ähnlich sah es am Wochenende auch im nordfranzösischen Dünkirchen und seiner Umgebung aus. Viele Einwohner äusserten Verständnis für die Massnahme. Der regionalen Gesundheitsbehörde ARS zufolge waren am Donnerstag alle Intensivbetten im Krankenhaus von Dünkirchen belegt. Mindestens 60 Patienten mussten in andere Krankenhäuser in der Region verlegt werden.

31'000 Neuinfektionen

Am vergangenen Mittwoch waren in Frankreich landesweit 31'000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. So viele wie seit vergangenem November nicht mehr. Fast die Hälfte der Ansteckungsfälle geht laut Premierminister Castex inzwischen auf die zuerst in Grossbritannien entdeckte Corona-Mutante zurück.

Um eine Rückkehr zu einer umfassenden Ausgangssperre zu verhindern, appellierte Castex an die Präfekten der 20 Départements. Dort wütet das Coronavirus derzeit am stärksten wütet. Sie wurden aufgefordert, die bestehenden Corona-Massnahmen entschlossener durchzusetzen.

Coronavirus - Frankreich
Französische Polizeibeamte kontrollieren die Einreisegenehmigungen von Autofahrern. - dpa

In einer Videokonferenz sagte der Regierungschef am Samstag, die Kontrollen müssten verschärft und die Impfkampagne optimiert werden. Zudem sollten mehr Speicheltests in Bildungseinrichtungen eingesetzt und die Richtlinien zum Home Office besser umgesetzt werden.

Regierung will Lockdown verhindern

Möglicherweise wird das aber nicht genügen. Die Behörden des im Grossraum Paris gelegenen Département Essonne kündigten für den Wochenbeginn mögliche weitere Massnahmen an. In Paris drängten sich am Samstag zehntausende Menschen bei strahlender Sonne auf den Seine-Quais. Die dortige Forderung nach einem dreiwöchigen Lockdown mit der Perspektive, danach alles wieder öffnen zu können, sorgt weiter für Diskussionen.

Paris
In Paris genossen die Menschen die wärmeren Tage. - Keystone

Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo wollte am Montag mit ihren Stadtteil-Kollegen über weitere Massnahmen beraten. Dies, nachdem Castex den Vorschlag als «Unsinn» abgetan hatte. Es sei illusorisch zu glauben, dass danach alles wieder öffnen könne, betonte der Premierminister am Freitag. Die Regierung will zumindest die Schulen unbedingt offen lassen und erwägt deshalb für Paris Ausgangssperren auch an Wochenenden.

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