Leckerli der besonderen Art: Wenn Hunde Drogen fressen
Ein weggetreten grinsender Chihuahua erfreut das Internet. Das Bild führt auf die falsche Fährte: Für Hunde sind schon kleinste Joint-Reste eine grosse Gefahr.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommen Hunde versehentlich mit Marihuana in Kontakt.
- Besonders gefährlich für die Vierbeiner ist der Stoff in Süssgebäck.
Nevio ist es schon zweimal passiert: Der Deutschkurzhaar hat beim Gassigehen Marihuana-Reste gefressen und landete als Notfall in der Tierklinik. Kein Einzelfall, wie Tierarzt Hendrik Lehmann berichtet. «Wir sehen das immer wieder», sagte Lehmann der Deutschen Presse-Agentur. Er ist in der Klinik für Kleintiere der Universität Giessen tätig.
«Die Symptome bei Hunden sind vielseitig», erklärt der Tierarzt: Gleichgewichtsstörungen, geweitete Pupillen, Inkontinenz, Zittern und Zucken, Erbrechen. «Je nach Schweregrad der Symptome und aufgenommener Dosis» könne das auch zum Tod führen, weiss der Experte.
Besonders gefährlich sei es, wenn Cannabis in Keksen oder Kuchen stecke. Denn Schokolade sei für Hunde schon alleine gefährlich und die Verbindung von Süssem und THC berge besondere Risiken. Ein wachsendes Problem sei THC-Vergiftung bei Tieren in den USA, wo einige Bundesstaaten Cannabis legalisiert haben. Auch aus der Schweiz habe man eine Zunahme festgestellt.
Hundebesitzer vermuteten Schlaganfall
Bei Nevio dachten die Besitzer zuerst an einen Schlaganfall. Sie brachten den Jagdhund, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, in eine Frankfurter Tierklinik. Bei einem Urintest wurde der Cannabis-Wirkstoff THC festgestellt.
Die Mitarbeiter beruhigten die überraschten Besitzer. Der Hund könnte auf der Strasse den Rest eines Joints gefressen haben, das komme bei Allesfressern vor.
Drogenspürhunde erschnüffeln übrigens nicht die Drogen selbst, wie Gerold Günther erklärt. Er ist Leiter des Fachbereichs Diensthundewesen der Polizeiakademie Hessen. «Drogen sind für den Hund genauso unattraktiv wie Sprengmittel.»
Die Konditionierung funktioniert über das Beutefangverhalten der Tiere. Die Drogen werden dafür in einem Spielzeug verpackt. «Über das Spiel gewöhnt sich der Hund an den spezifischen Geruch des Inhalts.»
«Im Extremfall» empfiehlt Tierarzt Maulkorb
Auch wenn Hunde nicht an den Drogen selbst interessiert sind, kommt vor, dass sie mit dem Stoff in Kontakt geraten. Deswegen habe jeder Diensthundeführer ein medizinisches Notfallset dabei, erklärt der Polizist. Damit kann der Hund im Notfall sofort behandelt werden. Er erbricht dann den Stoff, bevor die Droge über den Magen aufgenommen werden kann.
Nevio bekam in der Klinik eine Infusion, mit der die Drogenrückstände ausgespült wurden. Tierarzt Lehmann rät, Hunde zu schützen, indem man ihnen «die Aufnahme von Fremdstoffen» abtrainiert. «Im Extremfall» helfe das Tragen eines Maulkorbs.