Lärmkontamination bleibt in Europa ein weit verbreitetes Problem. Laut einem EU-Bericht ist mindestens jeder Fünfte einer zu hohen Lärmbelastung ausgesetzt.
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Verkehr (Symobldbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Umgebungslärm bleibt in Europa ein weit verbreitetes Problem.
  • Laut einem EU-Bericht ist mindestens jeder Fünfte gesundheitsschädlichem Lärm ausgesetzt.

Umgebungslärm bleibt ein weit verbreitetes Problem in Europa. Ein neuer Bericht der EU-Umweltbehörde EEA zeigt auf, wie viele Menschen gesundheitlich darunter leiden. Und die Zahl wird weiter steigen. Mindestens jeder fünfte Europäer ist in seiner Umgebung gesundheitsschädlichem Lärm ausgesetzt.

Grösster Lärmverursacher bleibt dabei sowohl tagsüber als auch nachts der Strassenverkehr, wie aus einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervorgeht.

Schätzungsweise 113 Millionen Menschen in Europa müssten dauerhaft mit übermässigem Lärm klarkommen. Die durch den Strassenverkehr verursachte Lärmbelastung sei jenseits von 55 Dezibel, teilte die EU-Behörde in Kopenhagen mit. 22 Millionen seien von einem ungesund hohen Lärmpegel durch Züge, vier Millionen durch Flugzeuge und eine Million durch Industrielärm betroffen. 55 Dezibel entspricht etwa der Lautstärke eines Gesprächs.

Millionen Menschen fühlen sich von Lärm gestört

Für Millionen Europäer ist diese Geräuschkulisse in ihrer Umgebung mit Gesundheitsproblemen verbunden, die bis zum Tod führen können: Schätzungsweise 22 Millionen fühlen sich von einer dauerhaft hohen Lärmbelastung in ihrer unmittelbaren Umgebung stark gestört. 6,5 Millionen leiden wegen des Lärms unter schweren Schlafstörungen. Jährlich führe langfristiger Umgebungslärm zu 12'000 vorzeitigen Todesfällen.

Trotz grösserer Lärmverminderungs-Versuchen seit der letzten EEA-Erhebung dieser Art im Jahr 2014 sei die Zahl der lärmgeplagten Europäer nicht gesunken. Das sagte EEA-Lärmexpertin Eulalia Peris, die leitende Autorin des Berichts. Das EU-Ziel einer signifikanten Lärmverringerung bis 2020 werde deshalb verfehlt.

Und leiser wird es demnach auch künftig nicht in Europa: Es werde damit gerechnet, dass die Zahl der betroffenen Europäer in den kommenden Jahren weiter steigen werde, erklärte die EEA. Das liege zum einen am Wachstum der Städte, zum anderen aber auch an der wachsenden Nachfrage nach Mobilität.

Unterschiede der Lärmkontamination

Bei der Anzahl der lärmbelästigten Menschen gebe es innerhalb Europas grosse Unterschiede zwischen den Ländern, sagte Peris. In Deutschland seien prozentual betrachtet weniger Menschen einer Lärmkontamination ausgesetzt als zum Beispiel in Südeuropa.

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In den Städten wächst der Verkehr und damit auch die Lärmkontamination. - keystone

Innerhalb städtischer Gebiete in Deutschland war im Vergleichsjahr 2017 schätzungsweise jeder vierte bis fünfte Einwohner der Lärmkontamination ausgesetzt. In Italien war dies bei fast zwei von drei Stadtmenschen und auf Zypern beinahe bei jedem städtischen Einwohner der Fall. Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Menschen in jedem Land ungesunden Lärmfrequenzen ausgesetzt seien, sagte Peris.

Städte gehen gegen Lärmbelastung vor

Das Problem der Lärmkontamination müsse mit mehreren Massnahmen zugleich angegangen werden, forderte Peris. Nach EEA-Angaben versuchen Städte bereits seit längerem, auf älteren Strassen den Asphalt auszutauschen.

Zudem soll der Verkehrsfluss besser gesteuert und die Geschwindigkeit auf 30 km/h gesenkt werden. Auch explizit ausgewiesene ruhige Zonen seien auf dem Vormarsch, darunter vor allem Parks und Grünflächen. Darauf könne man den Stadtlärm hinter sich lassen.

Der EEA-Bericht beruht auf Informationen aus den EU-Staaten inklusive Grossbritannien sowie Island, Norwegen, Liechtenstein und der Schweiz. Als Umgebungslärm betrachtet die Behörde ungewollte und schädliche Aussengeräusche. Diese werden vom Menschen im Strassenverkehr sowie mit Zügen, Flugzeugen und in der Industrie verursacht.

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