Bei Demonstrationen in ganz Spanien haben am Sonntag über Hunderttausend Menschen gegen die geplante Amnestie für katalanische Separatisten demonstriert.
Protest in Spanien
Demonstranten protestieren gegen die geplante Amnestie für alle von der Justiz zwischen 2012 und 2023 verfolgten «Catalanistas» am Hauptsitz der Sozialistischen Partei in Madrid. Joan Mateu Parra/AP - dpa

Diese hatte der geschäftsführende Ministerpräsident Pedro Sánchez von der sozialistischen PSOE zwei katalanischen Separatistenparteien zugesagt, um sich die Unterstützung für seine Wiederwahl voraussichtlich diese Woche für weitere vier Amtsjahre zu sichern.

Teilnehmer der grössten Kundgebung in Madrid trugen Schilder mit Aufschriften wie «Nein zur Amnestie, Ja zur Verfassung» oder «Sánchez Verräter», wie im staatlichen TV-Sender RTVE zu sehen war. Sprecher der grössten Oppositionspartei, der konservativen Volkspartei PP, warnten vor einer Gefährdung der Demokratie in Spanien.

PP-Chef Alberto Núñez Feijóo sagte, die Proteste würden fortgesetzt, bis es eine Neuwahl gebe. Isabel Díaz Ayuso, die einflussreiche PP-Regierungschefin der Region Madrid, hatte sogar von einer «Diktatur durch die Hintertür» gesprochen. Die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmer allein in Madrid mit 500'000 an, die Regierung sprach von 80'000. Für das ganze Land lagen zunächst keine Angaben vor.

Fähnchen im Wind

Konservative sehen Konzessionen an die Separatisten generell skeptisch, die rechtspopulistische Vox will solche Parteien direkt verbieten. Aber auch manche Wähler der PSOE sind verärgert, weil Sánchez bis zur Wahl am 23. Juli nicht nur ein Referendum über die Abspaltung Kataloniens von Spanien wie 2017, sondern auch eine Amnestie für Separatisten ausgeschlossen hatte.

Als das Wahlergebnis vorlag und klar wurde, dass er nur mit Hilfe separatistischer Parteien regieren könne, zeigte er sich doch offen für eine Amnestie. Sánchez setzt darauf, den Katalonienkonflikt durch Dialog und Kompromisse zu entschärfen. Die Strategie ist riskant, weil sie ihn im Rest des Landes viele Stimmen kosten könnte.

Zu den Kundgebungen in den Hauptstädten aller Provinzen des Landes hatte die Volkspartei aufgerufen. Angeschlossen hatten sich die rechtspopulistische Vox und die kleine liberale Partei Ciudadanos. Feijóo hatte bei der Wahl am 23. Juli zwar die meisten Stimmen bekommen, konnte aber keine Mehrheit im Parlament schmieden, vor allem, weil ausser der PP andere Parteien nicht mit Vox in einem Boot sitzen wollten.

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