Sprachassistenten erfreuen sich grosser Beliebtheit. Doch Datenschützer warnen, dass die Konzerne so mitbekommen, was beim Verbraucher zuhause passiert.
Ein Sprachassistent in Gebrauch.
Datenschützer befürchten, dass Konzerne wie Amazon oder Google durch Sprachassistenten wertvolle Daten über Konsumenten beziehen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Millionen von Menschen benutzen Sprachassistenten bei sich zuhause.
  • Was die Konzerne mit den Daten der Konsumenten machen, ist nicht bekannt.
  • Deshalb sollen die Daten in Zukunft auf lokalen Routern gespeichert werden.

Alles ist eins, alles ist verbunden: Die Kaffeemaschine mit dem Lichtschalter mit der Heizung mit dem Türschloss – und all das mit dem Internet. Im Haus von Morgen genügt ein Sprachbefehl der Bewohner, um das Badewasser einzulassen, eine Geste, um den Fernseher zu bedienen.

All das sind wertvolle Informationen für Konzerne wie Amazon und Google. Mit ihren Sprachassistenten Alexa und Co. kommen sie den Konsumenten so nah wie nie.

Rund die Hälfte der Sprachassistenten, die bereits heute in den Haushalten stehen, stammen von diesen beiden Unternehmen. Dem Technologiemarkt-Analysten Canalys zufolge soll die Gesamtzahl solcher Geräte weltweit auf mehr als 300 Millionen bis zum Jahr 2022 zunehmen. Nahezu drei Viertel von ihnen wird mit Amazons oder Googles Technik ausgestattet sein, schätzen die Branchenexperten.

Datenschützer warnen

Datenschützern bereiten diese Zahlen Sorgen. Denn sobald die Alltagsassistenten per Stichwort (etwa «Alexa» oder «Ok Google») aktiviert werden, übertragen sie ungefilterte Aufnahmen inklusive Hintergrundgeräuschen in ihre jeweilige Cloud. Was dort mit den Daten passiert, bekommen die Nutzer nicht mehr mit.

In der Cloud würden die Daten etwa auch genutzt, um die maschinellen Lern-Algorithmen zu verbessern, «damit Alexa noch besser verstehen und reagieren kann», teilt Amazon auf Anfrage mit. An Dritte würden keine Sprachdaten weitergegeben.

Im Dezember kam es nach einem Bericht des Magazins «c't» aber zu einer Panne: In auf Anfrage zugesandten Dateien fand ein Kunde ihm völlig fremde Aufzeichnungen.

Daten könnten auch vor Ort bleiben

Es gibt längst Möglichkeiten, das Material der Nutzer auch vor Ort zu belassen. Eine Methode heisst Edge Computing – Rechenleistung am Rande (Edge) der Cloud. Die Daten werden dabei dezentral nah am Nutzer gesammelt und verarbeitet.

Möglich sei aber auch, dass solche Prozesse direkt auf der Hardware ablaufen, auf der die Sprachassistenten installiert sind. Eine Firma, die diesen Weg geht, ist das Start-up Snips mit Sitz in Paris und New York. Die Privatsphäre der Nutzer habe dabei oberste Priorität, betonen die Verantwortlichen.

«Es fühlt sich einfach falsch an, dass ein Konzern Zugriff auf ein Mikrofon hat, das in der eigenen Wohnung steht», meint Snips-Mitgründer Rand Hindi. Stimme und Hintergrundgeräusche bleiben deshalb an Ort und Stelle – ohne dass jemand ungewollt darauf zugreifen kann.

Nicht nur für den Heimeinsatz ist Datenverarbeitung jenseits der Cloud attraktiv. Auch die Industrie ist längst aufmerksam geworden.

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