Die Gesundheitsminister in Deutschland sprechen sich für eine Impfung für Kinder und Jugendliche aus. Die Politik zeigt sich misstrauisch.
Coronavirus
Debatte über Corona-Impfung von Jugendlichen hält an. (Symbolbild) - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutschen Gesundheitsminister haben am Montag über eine Impf-Ausweitung beraten.
  • Sie schätzen das Risiko einer Corona-Impfung bei U18-Jährigen für gering ein.
  • Auch Auffrischimpfungen für besonders Gefährdete sind geplant.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben am Montag über eine Ausweitung der Impfungen gegen das Coronavirus beraten. Eine Vorlage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht vor, allen zwölf- bis 17-Jährigen ein Impfangebot zu unterbreiten. Zudem soll es Auffrischungsimpfungen für besonders gefährdete Menschen geben. Vertreter von Bund und Ländern warben für die Impfung von Jugendlichen.

«Überhaupt nicht so risikoreich»

Die Impfungen für Jugendliche seien «überhaupt nicht so risikoreich, wie viele befürchten». Das sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) im ARD-«Morgenmagazin». Dass die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern die Impfungen für diese Altersgruppe vorantreiben wollen, halte er für «sachgerecht».

Der GMK-Vorsitzende, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), sagte im «Morgenmagazin», es solle jetzt keine Zeit verloren gehen in der Impfkampagne. Eltern, die unsicher seien, empfahl er eine Rücksprache mit dem eigenen Arzt. «Wer verunsichert ist, soll sich mit seinem Arzt beraten. Es soll ja niemand gezwungen werden.»

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Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert die Stiko zum Handeln auf. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH/Matthias Balk

Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warb für die Impfungen. «Falls wir die Kinder nicht impfen, droht ihnen ein Jahr von vielen Quarantänen.»

«Und zum Schluss die Infektion mit der Delta-Variante. Selbst schlimmere Varianten seien möglich. Auch für Kinder ist Covid ein Risiko.»

Theoretisch könnten Kinder und Jugendliche schon jetzt nach eingehender Beratung gegen Corona geimpft werden. Das sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen der «Rheinischen Post» und dem Bonner «General-Anzeiger» (Dienstagsausgabe). Praktisch fehle es aber vielerorts an tatsächlichen Impfangeboten für diese Altersgruppe. Es sei Aufgabe der Bundesregierung, «diese Anstrengungen zu koordinieren und die Umsetzung sicherzustellen».

Angebot soll niedrigschwellig sein

FDP-Chef Christian Lindner sprach sich für ein «niedrigschwelliges Angebot für Kinder und Jugendliche» aus. «Die Familien müssen aber ohne jeden Druck frei entscheiden, ob sie das Angebot annehmen», sagte er dem «Spiegel».

Eine Beschlussvorlage für die Beratungen der Restortschefs sieht sofortige Impfangebote mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna vor. Und zwar in Impfzentren und Arztpraxen.

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Eine Ampulle des Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoffs. - dpa-infocom GmbH/Jeff J Mitchell/Pool Getty

«Es stehen ausreichend Impfdosen beider Hersteller zur Verfügung. Dies um allen der circa 4,5 Millionen zwölf- bis 17-Jährigen in Deutschland diese Impfung unmittelbar anbieten zu können.» Das heisst es in der Vorlage.

Die Gesundheitsminister wollen die Impfungen in dieser Altersgruppe forcieren, obwohl die Ständige Impfkommission (Stiko) dafür noch keine grundsätzliche Empfehlung gibt. Sie empfiehlt die Impfung derzeit nur für junge Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.

Politiker sind dagegen

Er halte es für «nicht besonders klug», dass viele Politiker «jetzt so vorpreschen». Das sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission Thomas Mertens bei MDR Aktuell. Das Problem seien ohnehin «im Moment nicht so sehr die Kinderimpfungen». Wichtiger sei es, eine hohe Impfquote bei den 18- bis 59-Jährigen zu erreichen.

Geplant sind zudem baldige Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen. Bei bestimmten Personengruppen komme es schneller zu einer nachlassenden Immunantwort nach der Corona-Impfung. Darauf weisen Studienergebnisse hin, heisst es in der Beschlussvorlage des Bundes. Das gelte besonders «für die Gruppe relevant immungeschwächter Patientinnen und Patienten sowie für Höchstbetagte und Pflegebedürftige.»

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