Heute Dienstag ist der 33. Tag der Deutschen Einheit. In Hamburg wird das Ereignis mit einem zweitägigen Bürgerfest gefeiert – mit über hunderttausend Besucher.
Der Festakt in der Elbphilharmonie war das Highlight des Tages. - keystone

Hunderttausende Menschen haben den 33. Tag der Deutschen Einheit in Hamburg mit einem grossen zweitägigen Bürgerfest gefeiert. Bei den zentralen Feierlichkeiten unter dem Motto «Horizonte öffnen» herrschte am Montag und Dienstag grosser Andrang. In der Innenstadt präsentierten sich die Verfassungsorgane Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht, die Bundesländer und auf einer «Blaulichtmeile» etwa Polizei und Feuerwehr.

Protokollarischer Höhepunkt war am Dienstag der Festakt in der Elbphilharmonie mit der gesamten Staatsspitze, den Regierungschefs der Länder und rund 1300 geladenen Gästen.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher appellierte dort an den Gemeinsinn der Bürgerinnen und Bürger in Krisenzeiten. Nur ein starkes demokratisches Deutschland könne Verantwortung übernehmen für ein starkes Europa, das sich für Frieden, Demokratie und Menschenrechte einsetzen, sagte der Bundesratspräsident. «Nicht Populismus und Polarisierung, sondern Gemeinsinn und Kooperation sind das Gebot der Stunde. Dafür tragen wir alle Verantwortung.»

Exzellent aber auch verbesserungsfähig

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, mahnte an, den Staat mit seinen Institutionen und Regularien einfacher und effizienter zu gestalten. In Deutschland sei vieles gut, einiges exzellent, aber manches müsse verbessert werden, um auch künftig zu bestehen. Dabei halte die Geschwindigkeit staatlicher Entscheidungen und ihrer Umsetzung mit dem Tempo, in dem sich die Wirklichkeit verändere, immer weniger mit, erklärte er. Die lange Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren sei nur ein Symptom. «Unser Staat muss deshalb tradierte Handlungsmuster selbstkritisch überprüfen und anpassen, er muss lernen, seine Komplexität zu begrenzen und zu reduzieren. Er muss – auf allen Ebenen – besser, schneller, vor allem lösungsorientierter werden.»

Die Repräsentanten der obersten Verfassungsorgane wechseln sich bei den Einheitsfeiern als Redner neben dem jeweiligen Regierungschef des Gastgeberlandes ab. Im vergangenen Jahr hatte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Erfurt die Rede gehalten, im Jahr davor in Halle/Saale die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zuvor hatten sich die gesamte Staatsspitze und zahlreiche Gäste wie Altkanzler Gerhard Schröder oder der frühere Bundespräsident Christian Wulff bereits zu einem ökumenischen Gottesdienst im Hamburger Michel eingefunden, wo Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs ebenfalls den Zusammenhalt in der Gesellschaft beschwor.

«Lasst uns zusammenhalten, was derzeit in Politik und Gesellschaft so auseinanderdriftet», mahnte die Bischöfin des evangelischen Sprengels Hamburg und Lübeck in ihrer Predigt. Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Hesse rief in seiner Predigt zur Solidarität mit Flüchtlingen auf und forderte eine Reform des europäischen Asylsystems.

300'000 Besucherinnen und Besucher

Die Feierlichkeiten hatten bereits am Montag begonnen. Rund um Rathaus und Binnenalster kamen dazu nach Angaben des Sprechers des Bürgerfestes mehr als 300'000 Besucherinnen und Besucher zusammen. Bei der «Nacht der Einheit» konnten sie bis zu später Stunde an vielen Orten der Innenstadt Live-Musik, Tanzaufführungen und Ausstellungen verfolgen. Am Dienstag trübte das Wetter mit viel Wind und Regenschauern die Feierlaune etwas ein.

Gegen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit gab es am Montagabend auch eine Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bereits kurz nach dem Start stoppte die Polizei den Zug, wie dpa-Reporter berichteten. Die Demonstranten aus der linken Szene hatten ein Transparent enthüllt, auf dem Deutschland vulgär beschimpft wurde.

Die Einheitsfeier bildet Schluss- und Höhepunkt der Bundesratspräsidentschaft Hamburgs. Am Nachmittag wollte Tschentscher den Staffelstab symbolisch an Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) übergeben. Sie übernimmt das Amt am 1. November.

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