Hühnchen aus dem Labor: Startup in Israel tüftelt am Zukunftsprodukt
Sieht aus wie Hühnchen, schmeckt wie Hühnchen - ist aber im Labor gezüchtetes «Fleisch» ohne Tierleid.

Das Wichtigste in Kürze
- Fleisch basiert auf entnommenen tierischen Zellen ohne Tötung.
Auch in Israel tüfteln derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am sauberen Fleischprodukt, das ohne Schlachten auskommt und die Umwelt entlasten soll. Im Restaurant «The Chicken» in der zentralen Stadt Ness Ziona können Gäste nicht nur Chicken-Burger mit Laborfleisch probieren, sondern haben nebenbei Einblick in die Produktion.
Angedockt an das Lokal ist die Produktionsstätte des israelischen Startups SuperMeat. Das Unternehmen bietet regelmässige Testessen an, um Feedback der Gäste zu den verschiedenen Produkten einzuholen, während es auf die offizielle Genehmigung für die Herstellung von Laborfleisch im grösseren Stil wartet. Derzeit ist SuperMeat in der Lage, jede Woche «hunderte Kilogramm» Laborfleisch zu produzieren, wie Firmenchef Ido Sawir sagt.
«Es war köstlich, der Geschmack war grossartig», sagt Gilly Kanfi aus Tel Aviv, der selbsternannte «Fleischfan» hat sich schon vor Monaten für das Testessen angemeldet. «Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich es für einen normalen Chicken-Burger gehalten.»
Über grosse Fenster haben die Gäste einen Blick auf die Produktion. Bei SuperMeat entsteht das Fleisch unter anderem aus tierischen Zellen, die dem befruchteten Hühnerei entnommen werden. Auch Bindegewebs- und Muskelzellen werden verwendet. Angereichert werden sie dann mit einer pflanzlichen Lösung, die unter anderem Proteine, Fett und Mineralien enthält. Binnen Stunden verdoppelt sich so die Grösse der Stücke. Gentechnikverändernde Verfahren werden ebenso wenig angewendet wie Antibiotika.
SuperMeat hofft auf eine baldige gewerbsmässige Herstellung, um auf diese Weise weiter Ressourcen wie Wasser zu schonen und das Produkt «gesund und sauber» zu machen. Auch Tierfutter stellt das Unternehmen her. Indes ist das Startup nicht das einzige Labor, das am Fleisch der Zukunft tüftelt - in Singapur schrieb im Dezember ein Restaurant Geschichte, als es offiziell das erste im Labor gezüchtete Hühnchenfleisch verkaufte.
Das von SuperMeat in Israel hergestellte Laborfleisch könnte letztlich sogar die Bezeichnung koscher erlangen. In erster Linie will Sawir damit aber die «Nahrungsmittelsicherheit weltweit» verbessern: Immer mehr Menschen hätten einen immer grösseren Bedarf an Fleisch - das gehe zu Lasten der Umwelt und verursache durch die industrielle Haltung Tierleid und Krankheiten.