Ein Fanforscher warnt vor der Panikmache in der Hooligan-Problematik: «Solche Ereignisse sind ernst zu nehmen, aber sie sind nicht flächendeckend.»
Polizisten während einer Demonstration von Rechtsextremen und Fussball-Hooligans in Deutschland.
Polizisten während einer Demonstration von Rechtsextremen und Fussball-Hooligans in Deutschland. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gunter A. Pilz warnt vor der Panikmache in der momentanen Hooligan-Problematik.
  • Die gewaltbereiten Gruppen sollen aus Mitgliedern der jüngeren Ultra-Bewegung bestehen.

Fanforscher Gunter A. Pilz hat bei der Hooligan-Problematik vor Panikmache gewarnt. «Das ist ein typischer Reflex gerade der Polizei, wenn Dinge wie jetzt in Köln passieren. Solche Ereignisse sind ernst zu nehmen, aber sie sind nicht flächendeckend. Wir sind meilenweit von den 80er Jahren entfernt, als es bei fast jedem Spiel Strassenschlachten gab», sagte der 73-Jährige dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Nach den schweren Ausschreitungen im Anschluss an das Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und Union Berlin (1:1), als Krawallmacher aus dem Umfeld des FC einen von der Polizei begleiteten Bus gestoppt und mit Steinen beworfen hatten, warnte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor einem neuen Hooligan-Problem im deutschen Fussball.

«Es scheint so, als würden wir eine Renaissance der Gewalt ausserhalb der Stadien erleben. Es geht nicht um rivalisierende Fan-Gruppen, Gesinnungen oder politische Motivation, sondern nur um geplante Gewalt», sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek der Sport Bild: «Der Fussball ist für diese Menschen nicht der Antrieb, sondern nur eine Plattform. Bei ihnen müssen wir von einem hohen Mass an Gewalt ausgehen. Dieser Generation fehlen die schlimmen Erfahrungen mit Gewalt der Hooligans der 80er Jahre.»

Mitglieder der Ultra-Bewegung

Laut Pilz bestehen die gewaltbereiten Gruppen aus Leuten der Türsteher- und Kampfsportszene, aus Alt-Hooligans und sogenannten «Hooltras». Das sind Mitglieder der jüngeren Ultra-Bewegung, die radikalisiert wurden. Um das zu verhindern, müssten die Verbände auf Bedürfnisse der Ultras eingehen, fordert Pilz.

Dass die organisierten Fans den Dialog mit dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) und der Deutschen Fussball Liga (DFL) jüngst abgebrochen haben, kann der Fanforscher jedoch nicht verstehen: «Ich habe den Eindruck, das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist, dass so ein Dialog erfolgreich ist. Dann haben sie nämlich kein Feindbild mehr.» Auch die Fanszene müsste auf die Verbände zugehen, «nur mit Sozialromantik kommt man nicht weit».

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