Die 80-jährige Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat vor dem Bundestag in Berlin gesprochen. Dabei rief sie zur Anerkennung aller Opfergruppen auf.
Jüdische Holocaust-Überlebende Rozette Kats im Bundestag
Jüdische Holocaust-Überlebende Rozette Kats im Bundestag - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundestag hat eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus gehalten.
  • Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat dabei zu den Politikern gesprochen.
  • Dabei hat sie zur Anerkennung aller Opfergruppen aufgerufen.

Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat in Berlin dazu aufgerufen, alle Opfergruppen des Nationalsozialismus gleichermassen anzuerkennen. «Jeder Mensch, der damals verfolgt wurde, verdient achtungsvolle Erinnerung». Das sagte die 80 Jahre alte Niederländerin am Freitag bei einer Gedenkstunde des Deutschen Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus.

In ihrer emotionalen Rede bezog sich Kats unter anderem auf Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen. Unter anderem Homosexuelle wurden von den Nazis massiv verfolgt nach Gesetzen, die noch lange Jahrzehnte auch in der Bundesrepublik galten.

Kats zufolge war es bei vergangenen Gedenkveranstaltungen jedoch teilweise unerwünscht, an homosexuelle Opfer zu erinnern. Sie halte das für falsch. «Wenn bestimmte Opfergruppen gar als weniger wertvoll als andere angesehen werden, dann bedeutet das am Ende nur eins. Nämlich, dass die nationalsozialistische Ideologie weiterlebt und leider bis heute weiterwirkt», mahnte die sichtlich bewegte 80-Jährige.

Eltern von Kats wurden in Auschwitz ermordet

Kats wurde 1942 in einer jüdischen Familie geboren und überlebte den Holocaust bei einem Ehepaar in Amsterdam. Bei dieser wuchs sie unter falscher Identität auf. Ihre leibliche Familie wurde in Auschwitz ermordet.

Auch wenn sie selbst keiner sexuellen Minderheit angehöre, kenne sie das Gefühl, sich verstecken und anpassen zu müssen, um nicht anzuecken, sagte die Niederländerin. Aus Angst habe sie ihre jüdische Identität ihr halbes Leben lang versteckt gehalten. «Unbewusst habe ich damals beschlossen: Wenn ich mich nur gut anpasse und nicht weiterfrage, wird mir schon nichts geschehen.»

Allein in Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen ermordete die SS mindestens 1,1 Millionen Menschen, zumeist Juden. In ganz Europa fielen dem Holocaust rund sechs Millionen Juden zum Opfer.

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