Heftige Debatte um Missbrauch in Niederlanden nach TV-Geständnis
In einer niederländischen Talkshow gestand Johan Derksen einen sexuellen Übergriff aus den 70er-Jahren. Dies löste nun Ermittlungen und eine grosse Debatte aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Johan Derksen gestand in einer niederländischen TV-Show einen sexuellen Übergriff.
- Die Staatsanwaltschaft hat nun dazu Ermittlungen aufgenommen.
- Die Affäre hat zudem eine landesweite Debatte über Missbrauch ausgelöst.
In den Niederlanden hat das Missbrauchsgeständnis eines prominenten Sportjournalisten in einer TV-Show eine heftige, landesweite Debatte ausgelöst. Diese zieht nun sogar Ermittlungen nach sich, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Beteiligte seien aufgerufen, sich zu melden. Etliche Politiker äusserten sich empört über das Geschehen.
Der Journalist und ehemalige Profi-Fussballer Johan Derksen (73) hatte am Dienstagabend im Programm «Vandaag Inside» einen sexuellen Übergriff eingeräumt. Er habe als 24-Jähriger eine durch Alkohol bewusstlose Bekannte mit einer Kerze missbraucht.
Zunächst führte dies zu Gelächter und unpassenden Kommentaren anderer Talkshow-Gäste, ohne dass der Moderator eingriff. Derksen sagte zwar, er schäme sich – und das Ganze sei eine «schmutzige Geschichte». So seien aber die 70er Jahre gewesen. Am Mittwoch schwächte er seine Schilderung ab.
Staatsanwaltschaft: «Verwerfliches Verhalten»
«Es ist klar, dass dies ein höchst verwerfliches, grenzüberschreitendes Verhalten ist», erklärte die Staatsanwaltschaft. «Darüber hinaus ist die Art und Weise, wie in der Fernsehsendung darüber gesprochen wird, besonders beleidigend.» Dies könne die Opfer von Sexualstraftaten auch noch nach langer Zeit tief treffen.
«Ein Kulturwandel ist dringend erforderlich, um übergriffiges Verhalten zu verhindern und beenden», sagte Gunay Uslu, Staatssekretärin für Medien und Kultur. «Nicht nur die Opfer müssen ihre Stimme erheben, sondern auch die Umstehenden müssen Missstände anprangern oder versuchen, sie zu verhindern.»

Die Staatssekretärin kündigte Gespräche mit Fernsehsendern und Produzenten an, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Diese hatte es bereits im Skandal um sexuelle Übergriffe bei der Casting-Show «The Voice of Holland» gegeben.
Dutzende meist junger Frauen hatten im Januar von sexuellen Übergriffen in der Show berichtet und Beteiligte beschuldigt. Der Skandal um die Castingshow ist die bisher grösste #MeToo-Affäre in den niederländischen Medien. Die Justiz ermittelt.