Eine neue Studie macht auf das Leiden von Schildkröten wegen des Müllproblems im Mittelmeer aufmerksam. Die Mägen der Tiere sind oft voller skurriler Funde.
Magen der Schildkröten durchsucht.
Dieser Hexen-Gummifinger wurde im Magen einer toten Meeresschildkröte gefunden. - University of Exeter

Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Forscher haben die Kadaver von 135 Unechten Karettschildkröten untersucht.
  • Fast die Hälfte der Tiere hatte grosse Plastikteile im Magen.
  • Die Studie zeigt, wie gross das Müllproblem im Mittelmeer ist.
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Das Mittelmeer ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel, sondern auch eine Müllhalde. Jedes Jahr landen Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen – eine Lastwagenladung pro Minute, wie der WWF berichtet.

Nun wirft eine Studie der britischen University of Exeter ein neues Licht auf die Auswirkungen dieser Verschmutzung. Vor allem auf das maritime Ökosystem.

Schildkröten im Mittelmeer
Laut Forschenden könnte die Unechte Karettschildkröte ein sogenannter Bioindikator sein. (Symbolbild)
Plastik vermutzt die Meere.
Heisst: Die Spezies könnte uns helfen zu verstehen, wie stark und in welchem Ausmass Plastik unsere Meere verschmutzt.
Makroplastik im Magen.
Über 40 Prozent der untersuchten Tiere hatten Makroplastik – Kunststoffteile grösser als fünf Millimeter – im Magen.

In Zusammenarbeit mit einer zypriotischen Tierschutzorganisation untersuchten die Forscher 135 Unechte Karettschildkröten. Diese seien entweder an Land gespült oder als Beifang in Fischernetzen vor Nordzypern getötet worden. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Über 40 Prozent der Schildkröten hatten Makroplastik – Kunststoffteile grösser als fünf Millimeter – im Magen. Diese reichten von Flaschenverschlüssen bis hin zu einem Hexen-Gummifinger aus einem Halloween-Kostüm.

Schildkröten sind potenzieller Bioindikator

Die britischen Forschenden glauben, dass die Unechte Karettschildkröte ein potenzieller Bioindikator sein könnte. Also: eine Spezies, die uns hilft zu verstehen, wie stark und in welchem Ausmass Plastik unsere Meere verschmutzt. «Die Reise dieses Halloween-Spielzeugs ist ein faszinierender Einblick in den Lebenszyklus von Plastik», sagt Biologin Emily Duncan.

Achten Sie auf die Umwelt?

Die Schildkröten ernähren sich sonst hauptsächlich von gallertartigen Tieren – wie Quallen und Krebstieren. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie das Gummispielzeug für etwas Ähnliches gehalten haben. Die Studie zeigte auch, dass Schildkröten bestimmte Arten, Farben und Formen von Plastik bevorzugen. Nämlich blattförmige, transparente oder weisse Kunststoffteile.

Weitere Forschung notwendig

Duncan sagt: «Wir kennen noch nicht alle Auswirkungen von Makroplastik auf die Gesundheit der Schildkröten. Aber zu den negativen Auswirkungen könnten Verstopfungen und Nährstoffmangel gehören.»

Insgesamt zeigt die Studie wichtige Erkenntnisse über die Plastikverschmutzung im Mittelmeer. Aber es sind weitere Untersuchungen notwendig. Die Forscher betonen, dass auch andere Schildkrötenarten einbezogen werden sollten. Nur so können sie ein vollständigeres Bild erhalten.

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