Giffey plant mehr Hilfe für Familien mit psychisch- und suchtkranken Eltern
Familien mit Eltern, die psychische Probleme haben oder suchtkrank sind, sollen künftig nach dem Willen von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mehr staatliche Unterstützung bekommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Landesweit etwa vier Millionen Kinder und Jugendliche betroffen.
Giffey will den betroffene Familien einen neuen Rechtsanspruch auf sogenannte Alltagsunterstützung gewähren, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag. Damit können sie bei Problemen unkompliziert und schnell eine Haushaltshilfe oder eine Kinderbetreuung bekommen, ohne einen Antrag beim Jugendamt stellen zu müssen.
«Eltern mit einer psychischen oder einer Suchterkrankung fällt es oft schwer, sich Hilfe für sich und ihre Kinder zu holen», sagte Giffey. «Das führt dazu, dass die vielen guten Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gerade bei den Familien nicht ankommen, die besonders dringend Unterstützung brauchen.»
Sie wolle es den betroffenen Eltern erleichtern, «sich genau die Hilfe zu holen, die sie benötigen». In Deutschland leben etwa vier Millionen Kinder und Jugendliche in derartigen Familien.
Nach Giffeys Vorstellung sollen sich hilfsbedürftige Eltern nicht mehr mit einem Antrag ans Jugendamt wenden müssen. Sie dürfen sich stattdessen unmittelbar an eine Beratungsstelle oder ein Familienzentrum wenden. Damit solle gewährleistet werden, dass ernsthafte Krisen erst gar nicht entstehen.
Geplant sei zudem, dass sich betroffene Kinder und Jugendliche künftig selbst und auch ohne Einverständnis der Eltern Hilfe holen können. Denn es sei oft so, dass Eltern mit psychischen oder Suchterkrankungen gar nicht erkennen, dass sie oder die Kinder Unterstützung benötigen.
Bisher ist eine Beratung für Kinder und Jugendliche im Jugendamt nur dann möglich, wenn eine sogenannte «Not- und Konfliktlage» vorliegt. Künftig soll eine Beratung ohne jede Bedingung möglich sein.
Giffey will damit Empfehlungen einer von ihr eingesetzten Expertenkommission umsetzen. Die Kommission war 2017 parteiübergreifend vom Bundestag gefordert worden.