Dem französischen Spitzenkoch Marc Veyrat wurde sein dritter Michelin-Stern aberkannt. Er wehrt sich dagegen vor Gericht.
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Sternekoch Veyrat wehrt sich gegen Aberkennung seines dritten Sterns durch den Michelin-Führer. (Archivbild) - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Marc Veyrat wehrt sich gegen die Aberkennung seines dritten Michelin-Sterns vor Gericht.
  • Der Anwalt des Spitzenkochs verlangt Aufschluss über die genauen Bewertungskriterien.
  • Im Zentrum steht der Käse eines Soufflés und die Konsistenz einer Jakobsmuschel.

War die Kritik gerechtfertigt oder unangebracht? Ein französisches Gericht entscheidet am Dienstag darüber, ob der berühmte Restaurantführer Guide Michelin einem Starkoch die geheimen Kriterien für die Aberkennung seines dritten Sterns offenlegen muss. Das Urteil könnte die Welt der Gourmet-Restaurants auf den Kopf stellen.

Spitzenkoch Marc Veyrat wehrt sich mit der Klage vor dem Gericht in Nanterre bei Paris gegen die Streichung seines dritten Sterns in der aktuellen Ausgabe des Michelin-Führers. Der 69-Jährige sieht sich durch die Entscheidung «entehrt».

Sein Anwalt Emmanuel Ravanas verlangt Aufschluss über die genauen Bewertungskriterien des Michelin-Führers und über den Kritiker, der Veyrats Restaurant «La Maison des Bois» in Manigod in den französischen Alpen abwertete.

«Cheddar-Gate» wegen Soufflé

Im Zentrum des Gerichtsstreits steht ein Soufflé, das Veyrat nach Überzeugung eines Michelin-Kritikers mit angeblich minderwertigem englischem Cheddar-Käse zubereitete und nicht wie von ihm angegeben mit traditionellen französischen Sorten wie Reblochon oder Beaufort. In der britischen Presse ist deshalb von «Cheddar-Gate» die Rede.

Bei einem Treffen mit dem neuen Micheln-Direktor Gwendal Poullennec im März war dem Sternekoch zudem die labbrige Konsistenz einer Jakobsmuschel vorgehalten worden – bei der es sich laut Veyrat in Wirklichkeit aber um einen Fisch aus der Region handelte.

«Sollten Fehler eingestehen»

«Ich habe grossen Respekt für den Michelin, doch in meinem Fall haben sie einen Fehler gemacht und sollten dies eingestehen», sagte der für seinen schwarzen Hut und seine Sonnenbrille bekannte Sternekoch zu dem Streit der Nachrichtenagentur AFP.

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Marc Veyrat will lieber gleich ganz aus dem Restaurant-Führer gestrichen werden. (Archivbild) - Keystone

Veyrat verlangt in dem Prozess einen symbolischen Euro Schadenersatz. Er will zudem lieber ganz aus dem Michelin-Führer gestrichen werden, als nur mit zwei Sternen gelistet zu sein. Der Michelin-Verlag hat eine Gegenklage eingereicht und verlangt von dem Koch 30'000 Euro (rund 32'500 Franken) Schadenersatz.

Michelin-Anwalt: Veyrat ist eine «narzisstische Diva»

Michelin-Anwalt Richard Malka nannte Veyrat eine «narzisstische Diva» und den Prozess eine «Farce». Der Koch verlange, dass Gastro-Kritiker nicht mehr ihre Meinung äussern dürften – «und das, weil sein Restaurant nur noch als exzellent gewertet wird und nicht mehr als brillant», sagte er AFP. Zum Prozessauftakt im November betonte Malka, die Gastronomieführer seien für die Kunden da – und «nicht das Eigentum der Köche».

Nur wenige Tage vor der Anhörung im November hatte Michelin-Rivale Gault & Millau Veyrat zu einem der zehn grössten Spitzenköche ernannt – neben Legenden wie Alain Ducasse und Guy Savoy.

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