Weil ein Mann den Gardasee freiwillig und unentgeltlich von Unrat befreit, muss er eine Geldstrafe zahlen. Den Entscheid versteht in Italien kaum jemand.
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Der Gardasee. (Symbolbild) - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit 30 Jahren sammelt ein Mann freiwillig Müll am Gardasee.
  • Nachdem er beim Müllsammeln erwischt wurde, wurde ihm eine Geldstrafe aufgebrummt.
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Seit drei Jahrzehnten sammelt der Rentner Enzo Fattori freiwillig Müll im und um den Gardasee. Eine Bezahlung erhält er dafür nicht. Stattdessen wurde er nun zu einer Busse aufgefordert – weil er Unrat aufgesammelt hat.

Am Feltrinelli-Strand ist Fattori auf einen verlorenen Fender gestossen – also einen Schutzballon, der normalerweise an Booten befestigt ist. Auf dem Weg zur Entsorgung begegnete er einem Dorfpolizisten. Statt Anerkennung zu erhalten, wurde er von diesem zu einer Strafzahlung über 500 Euro (etwa 485 Franken) verdonnert.

Nach Blindgänger-Fund: Aufsammeln von Gegenständen am Gardasee verboten

Die Begründung lässt einen staunen: Seit dem 25. Januar ist in Desenzano das Aufsammeln von Müll am Gardasee verboten.

«Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich fühle. Die ganze Situation ist einfach nur absurd», zitiert «RND» den Rentner. Dabei wurde das Verbot erst aufgrund eines Fundes von Fattori selbst erlassen: Im Winter stiess er auf mehrere im Wasser liegende Granaten sowie Munition aus den Weltkriegen in Hafennähe.

Infolge wurden diese durch Experten des italienischen Heeres geborgen und detoniert. Zu dem Müllsammlungs-Verbot führte der anschliessende Verdacht, dass sich noch mehr Blindgänger in dem See befinden könnten. Guido Malinverno, der Bürgermeister von Desenzano, untersagte entsprechend das Auflesen von Gegenständen jedweder Art.

Finden Sie, dass die Geldstrafe gerechtfertigt ist?

Fattori ist seiner Ansicht nach durchaus in der Lage, Plastiktüten, Bierdosen, Fender und alte Fahrräder von einer Weltkriegsgranate zu unterscheiden. Dem italienischen Fernsehen gegenüber sagte er: «Ich sammle den Müll am Gardasee seit 30 Jahren ein. Und habe im Laufe der Zeit ohne zu übertreiben tonnenweise Unrat jeder Art weggetragen.»

Dafür habe er von der Gemeinde keinerlei Gegenleistung verlangt, nicht einmal Gummihandschuhe.

Der Bürgermeister wurde nach dem Ausstellen der Geldstrafe an Fattori mit reichlich Kritik konfrontiert. Am Donnerstag verteidigte er das Vorgehen in einem Statement: «Wir haben dies nicht zu unserem Vergnügen gemacht, sondern zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.»

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