Ex-VW-Chef Martin Winterkorn sieht in der Dieselaffäre keine eigene Verantwortung.
Martin Winterkorn
Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. (Archivbild) Foto: picture alliance / Bernd von Jutrczenka/dpa - dpa-infocom GmbH

Auch am zweiten Tag seiner Zeugenvernehmung zur Dieselaffäre sieht Ex-VW-Chef Martin Winterkorn keine Schuld bei sich. Er beschreibt Situationen, die ihn im Nachhinein «persönlich ärgern». Der frühere Volkswagen-Konzernchef hat bei seiner Vernehmung zur Dieselaffäre angegeben, rückblickend wohl anders zu handeln. «Aus heutiger Sicht hätte ich vertieft nachfragen sollen. Das habe ich nicht getan» sagte der 76-Jährige am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht Braunschweig.

Dort ist Winterkorn Zeuge im Zivilprozess zu den Abgasmanipulationen beim deutschen Autobauer. Tags zuvor hatte der frühere Topmanager bereits jede Verantwortung für Schummelsoftware von sich gewiesen. Diese Botschaft wiederholte er am zweiten Tag, als es um konkrete Treffen, Schriftwechsel und Gespräche in den Monaten vor dem Auffliegen des Skandals ging.

Es habe Berichte über Probleme in den USA gegeben, sagte Winterkorn. Auf seine Nachfragen hin sei ihm aber vermittelt worden, «es gibt zwar noch Diskussionen mit den Behörden, aber wir kriegen das hin». Auch ein Beispiel für aus seiner Sicht ungenügende Informationen nannte Winterkorn.

Mangelnde Information und persönlicher Ärger

So sei er noch kurz vor Bekanntwerden der Manipulation in Florida mit vielen hochrangigen Kollegen betroffene Autos Probe gefahren. «Das hat mich im persönlich geärgert, weil in Tampa keiner was gesagt hat», berichtete Winterkorn in seinem Rückblick. Niemand habe ihn vor Ort über die noch fehlende Zulassung informiert.

Vor Gericht unterstrich der frühere Konzernchef ausserdem, dass die Geschäftsleitung bei VW auch im Sommer 2015 mit mehreren Problemen weltweit konfrontiert gewesen sei. Die Botschaft dahinter: Der US-Markt war wichtig, aber in den Sommermonaten 2015 eben nur ein Schauplatz von vielen für einen Weltkonzern.

In dem Prozess nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) wird seit 2018 über möglichen Schadenersatz für Investoren verhandelt, die nach dem Auffliegen des Skandals Kursverluste erlitten hatten. Derzeit geht es rund 4,4 Milliarden Euro. Winterkorn ist nach Herbert Diess und Matthias Müller der dritte frühere VW-Chef, der zur Sache vernommen wird.

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