Die spektakuläre Landschaft der Höllentalklamm lockt jährlich Zehntausende Besucher an. Für ambitionierte Wanderer beginnt dort der Aufstieg zur Zugspitze. Am Montag rauscht plötzlich eine Flutwelle durch die Klamm. Noch immer bangen die Helfer um zwei Menschen.
Feuerwehrleute stehen in Grainau nach einer Flutwelle in der Höllentalklamm bereit, um Opfer aus dem Fluss Hammersbach zu bergen. Foto: Peter Kneffel/dpa
Feuerwehrleute stehen in Grainau nach einer Flutwelle in der Höllentalklamm bereit, um Opfer aus dem Fluss Hammersbach zu bergen. Foto: Peter Kneffel/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Starkregen und Gewitter war angesagt - nicht ungewöhnlich in diesem Sommer.

Doch mit derartigen Wassermassen rechnete niemand: Eine gewaltige Flutwelle rauschte am Montagnachmittag durch die Enge der Höllentalklamm am Fuss der Zugspitze und riss mehrere Menschen mit sich.

Helfer konnten acht Menschen retten - doch zwei weitere werden nach Auskunft der Polizei «mit hoher Wahrscheinlichkeit» auch am Montagabend nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen noch vermisst. Die beiden hätten nach Augenzeugenberichten auf einer Holzbrücke über dem wild tosenden Hammersbach gestanden, als die Flutwelle kam - die Brücke sei von der Flutwelle weggerissen worden, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Südbayern, Stefan Sonntag. «Es ist eine hochgefährliche Situation, wenn man in der Klamm vom Wasser mitgerissen wird.»

Sechs Menschen wurden aus der Klamm gerettet, wo sie vom Wasser eingeschlossen waren. Zwei weitere wurden weiter oben aus der Klamm in Sicherheit gebracht. Sie seien unterkühlt und durchnässt, aber sonst wohlauf, sagte Sonntag.

An die 150 Helfer waren im Einsatz - auch für sie eine schwierige Situation: Am Eingang der Klamm drohten Murenabgänge, Wassermassen erschwerten den Zustieg. Speziell für Einsätze im reissenden Wasser ausgebildete Canyon-Retter der Bergwacht wurden hinzugezogen.

Auf mehreren Brücken über der Loisach standen Helfer von Wasserwacht, Feuerwehr sowie Polizei und hielten nach Vermissten Ausschau. In die Loisach fliesst der Hammersbach aus der Höllentalklamm.

Kurz vor 16.00 Uhr ging der Notruf bei der Notruf-Leitstelle Oberland des Bayerischen Roten Kreuzes ein. Eine unklare Anzahl von Menschen sei von den Fluten erfasst worden, hiess es darin - damit startete der Grosseinsatz.

Die spektakuläre Landschaft der Höllentalklamm, über die ein Weg zum Gipfel der Zugspitze als Deutschlands höchstem Berg führt, lockt alljährlich Zehntausende Besucher an. Nur Stege und in den Fels gesprengte Stollen machen die Klamm mit Wasserfälle, Stromschnellen und steile Felswände überhaupt zugänglich.

Nicht zum ersten Mal rauscht eine Flutwelle durch die berühmte Felsschlucht. Vor einem Jahr hatten schwere Unwetter den Weg durch die Höllentalklamm unpassierbar gemacht. Gut 60 Bergwanderer sassen auf der Höllentalangerhütte fest und wurden schliesslich mit Hubschraubern ausgeflogen.

Dieses Mal hatte der Deutsche Wetterdienst vor Gewittern und Starkregen mit 15 bis 25 Litern Niederschlag pro Stunde gewarnt. Als Unwetter gilt aber erst eine Niederschlagsmenge ab 25 Litern.

Die Klamm war 1902 bis 1905 erschlossen worden. Damals boomte der Alpentourismus. Erst im vergangenen Jahr waren nach 115 Jahren in einer aufwendigen Aktion eine historische Bogenbrücke sowie anschliessende Stege ersetzt worden.

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