Sie legen Wintervorräte an, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen: Feldhamster. Doch Stoppelfelder, auf denen Getreide wuchs, werden oft nach der Ernte so schnell umgebrochen, dass die Tiere nicht genug Körner sammeln können.
Feldhamster haben es in freier Wildbahn zunehmend schwer - sie finden nicht genug Nahrung.
Feldhamster haben es in freier Wildbahn zunehmend schwer - sie finden nicht genug Nahrung. - Hendrik Schmidt/dpa

Feldhamster kämpfen ums Überleben in Thüringen. Zu viele der possierlichen Tiere sterben im Winter - aus Nahrungsmangel, wie das Umweltministerium in Erfurt auf Anfrage mitteilte. Die Felder würden nach der Ernte zu früh umgebrochen - die Hamster haben damit nur wenig Zeit, um ihre Wintervorräte zu sammeln. Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Tierart gebe es vor allem noch auf den Ackerflächen im Thüringer Becken nördlich von Erfurt.

Seit etwa 50 Jahren seien die Feldhamsterbestände an den Rändern des Gebiets rückläufig. Bis zu 60 Prozent soll der Populationsrückgang seit den 1970er Jahren betragen, so das Ministerium. Eine Veranstaltung des Landschaftspflegeverbandes Mittelthüringen beschäftigte sich damit, wie die Hamsterbestände stabilisiert werden können.

Spezielle Variante mit schwarzem Fell

Der Feldhamster ist europaweit streng geschützt. In Thüringen kommt neben der normalen, bunt gefärbten Farbvariante eine mit schwarzem Fell vor. Für das Überleben dieser schwarzen Farbvariante trage der Freistaat eine besondere Verantwortung, erklärte das Ministerium.

Das Land fördert nach Ministeriumsangaben seit 2017 die Entwicklung, Beratung und Umsetzung einer feldhamsterfreundlichen Landbewirtschaftung. Es gebe mehrere Projekte. Zum Überleben der Art sei es notwendig, dass auch nach den heute üblichen frühen Erntezeitpunkten noch genügend Deckung und Nahrung auf dem Acker verfügbar sind, damit sich die Hamster für ihren Winterschlaf bevorraten können.

Im Thüringer Fauna-Flora-Habitat-Bericht von 2019 heisst es zum Feldhamster, es gebe einen «anhaltend starken Rückgang der Siedlungsdichte in weiten Teilen des Vorkommensgebiets». Die Sterblichkeit und Altersstruktur der Thüringer Hamster wichen stark von «normalen Parametern ab». Ein Grund für den Nahrungsmangel im Winter seien nur gering oder nicht geeignete Feldfrüchte wie Raps und Mais sowie zu grosse Felder.

Zusammenarbeit mit Landwirten

Für Projekte zum Erhalt der Art würden auch Gelder aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt genutzt, so das Thüringer Umweltministerium. In Zusammenarbeit mit Landwirten würden Projekte unterhalten, die den Hamstern mehr Nahrung verschaffen sollen, wie längere Phasen bis zum Umbruch der Stoppelfelder sowie das Belassen von Getreidestreifen auf dem Acker. Auch streifenförmige Schläge mit Kulturen, die die Hamster mögen, wie Getreide, Ackerbohnen oder Luzerne gehörten dazu ebenso wie Hamsterblühstreifen. Sie würden den Tieren ganzjährig Deckung und Nahrung bieten.

In die Projekte seien mehr als zwei Dutzend Agrarbetriebe mit mehreren hundert Hektar Ackerfläche einbezogen. Die in den Projekten entwickelten Massnahmen «sollen nun grossflächig durch Landwirte umgesetzt werden», erklärte das Ministerium. Eine Informationsveranstaltung des Thüringer Bauernverbands dazu sei im Juli geplant.

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