«Falscher Hase»: Steuerfahnder holen Viertelmilliarde zurück

Keystone-SDA
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Deutschland,

Internationale Autoschieber hinterzogen Steuern in Millionenhöhe – die deutschen Ermittler holten fast 250 Millionen Euro zurück.

Finanzministerium
Zwei Jahre nach der Razzia «Huracán» entdeckten NRW-Steuerfahnder weitere Fälle von Umsatzsteuerbetrug, so das Finanzministerium. (Symbolbild) - dpa

International operierende Autoschieber sollen den deutschen Fiskus um Steuern in dreistelliger Millionenhöhe geprellt haben. Fast eine Viertelmilliarde holte die Ermittlungskommission «Falscher Hase» zurück.

Steuerfahnder haben fast eine Viertelmilliarde Euro hinterzogener Steuern von international operierenden Autoschiebern zurückgeholt. Nach der internationalen Grossrazzia «Huracán» gegen Umsatzsteuerbetrug vor zwei Jahren hätten nordrhein-westfälische Steuerfahnder weitere Verdachtsfälle aufgedeckt, teilte das NRW- Finanzministerium in Düsseldorf mit.

Weitere Zwischenhändler im Visier

In den sichergestellten Unterlagen seien weitere Zwischenhändler aufgefallen, die Teil des kriminellen Umsatzsteuerkarussells gewesen sein sollen. Die Summe von rund 240 Millionen Euro soll noch auf mehr als 300 Millionen Euro steigen, die mehreren EU-Staaten zugutekommen werden. Die «Rheinische Post» hatte zuvor darüber berichtet.

Der Ursprung der Ermittlungen der Kommission unter dem Namen «Falscher Hase» war ein komplexes Geflecht aus Scheinfirmen, mit dem über Jahre hinweg beim Fahrzeughandel Mehrwertsteuer hinterzogen wurde. Die erste Welle führte bereits in Düsseldorf zu mehrjährigen Haftstrafen. Die Akten umfassten mehr als 100'000 Seiten.

Das Betrugssystem und seine Funktionsweise

Das Betrugssystem funktionierte so: Eine «Pufferfirma» in Nordrhein-Westfalen kaufte Autos im Inland und liess sich die gezahlte Mehrwertsteuer als Vorsteuer erstatten. Dann verkaufte sie die Autos ins EU-Ausland. Die Händler im Ausland waren die «Missing Trader»: Sie verschwanden, kurz nachdem sie die Fahrzeuge weiterverkauft hatten – inklusive Mehrwertsteuer, die aber nie abgeführt wurde.

«Die Betrüger-Ringe bewegen Geld und Waren zwischen realen, aber nicht angemeldeten Unternehmen in Deutschland und angemeldeten, aber nicht realen Unternehmen in mehreren anderen Ländern», erläuterte Stephanie Thien, Leiterin des neuen Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität. Mit den weiteren Auswertungen sei es den Fahndern inzwischen gelungen, zusätzliche Verdächtige und Verflechtungen im EU-Raum zu identifizieren.

Drahtzieher hinter dem Steuerbetrugskarussell

«Die Drahtzieher haben mit ihrem Scheinfirmengeflecht ein trickreiches Steuerbetrugskarussell aufgebaut, das sich über mehrere EU-Grenzen hinweg gedreht hat», berichtete NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) und dankte den Steuerfahndern für ihre «beharrliche und effektive Arbeit».

Mit der Operation «Huracán», benannt nach einem Luxus-Sportwagen, war der organisierte internationale Mehrwertsteuerbetrug im Juni 2023 öffentlich geworden. Bei der Grossrazzia in sieben Ländern waren Luxusautos und Immobilien beschlagnahmt worden. Mehr als 2000 Fahnder waren im Einsatz, es ging um den Handel mit mehr als 10'000 Autos.

Beginn der Ermittlungen

Die Ermittlungen begannen im Januar 2021: Eine italienische Steuerbehörde meldete dem deutschen Bundeszentralamt für Steuern fehlende Informationen über den Kauf und möglichen Weiterverkauf von Autos, die von Deutschland nach Italien importiert worden waren.

Kommentare

User #2672 (nicht angemeldet)

Und was passiert in der Schweiz. Besonders auch bei den abgezweigten Covid Millionen? Was macht man denn eigentlich in Bern, ausser abwarten, beobachten, abwägen, stillschweigen und Gras drüber wachsen lassen? Lieber Bund, achselzucken und die Hände im Hosensack ist keine Lösung

User #3873 (nicht angemeldet)

Die Frage ist immer: Wer ist eigentlich der Kriminielle? Die Autohändler oder die Staatsmafia? Gäbe es diese durchgeknallten Steuergesetze nicht, gäbe es auch keine Sünder.

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