EZB-Aufsicht mahnt Banken trotz gestiegener Gewinne zur Vorsicht
Die Zinswende hat den Banken gute Geschäfte beschert. Doch die EZB-Bankenaufsicht mahnt zur Vorsicht.

Das stärkt auch die Puffer für Krisenzeiten. Das Umfeld bleibt unsicher. Insgesamt sei der Bankensektor im Euroraum auch im Jahr 2023 stark und widerstandsfähig gewesen, bilanzierten die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag.
«Die schwachen makroökonomischen Aussichten und die verschärften Finanzierungsbedingungen stellen jedoch weiterhin eine Risikoquelle für die europäischen Banken dar.» Die Widerstandsfähigkeit der Geldhäuser gegen externe Schocks hat aus Sicht der Aufseher zugenommen: «Im Durchschnitt verfügten die Banken über eine solide Kapital- und Liquiditätsausstattung, die deutlich über den regulatorischen Anforderungen lag.»
Die Rentabilität sei auf ein Niveau zurückgekehrt, das seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr erreicht worden sei. Dazu hat jedoch zu einem grossen Teil der rasante Anstieg der Zinsen beigetragen.
Viele profitieren von höherem Leitzins
Viele Geldhäuser profitieren davon, dass die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Leitzinsen angehoben hat, weil sie zum Beispiel an höheren Kreditzinsen verdienen und selbst wieder Zinsen bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken. «Dieser Effekt wird jedoch nachlassen, wenn sie die höheren Zinssätze an die Einleger weitergeben», geben die Bankenaufseher zu bedenken.
Die EZB-Bankenaufsicht bewertet in einem «SREP» («Supervisory Review and Evaluation Process») regelmässig unter anderem die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und das Risikomanagement von Banken. Im Ergebnis legen die Behörden individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest und bestimmen unter anderem, wie viel Geld die Institute als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.
Insgesamt erhöhten sich die SREP-Kapitalanforderungen und -empfehlungen 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 15,1 Prozent auf 15,5 Prozent. Die EZB-Bankenaufsicht war 2014 als Lehre aus der Banken- und Finanzkrise geschaffen worden. Im Moment überwacht sie 109 Geldhäuser im Euroraum direkt, die für 82 Prozent des Bankenmarktes im Währungsraum stehen.