EU will heute über Verbot von «Veggie-Burger» entscheiden
Die EU will darüber abstimmen, ob vegane und vegetarische Produkte weiterhin als «Wurst» oder «Schnitzel» bezeichnet werden dürfen.

Das EU-Parlament stimmt heute über ein umstrittenes Namensverbot für pflanzliche Fleischersatzprodukte ab.
Begriffe wie «Schnitzel», «Burger» oder «Wurst» sollen künftig nur noch für tierische Produkte erlaubt sein.
Selbst bei einer Zustimmung des Parlaments wäre die Entscheidung nicht endgültig, berichtet die irische Rundfunkanstalt «RTÉ». Das Parlament müsste anschliessend noch mit den 27 EU-Mitgliedstaaten über die vorgeschlagene Gesetzesänderung verhandeln.
Industrie startet Kampagne gegen Verbot
Über 200 Unternehmen und Organisationen haben eine Kampagne gegen das Vorhaben gestartet, so «Green Queen». Die «No Confusion»-Kampagne wird von Tierrechtsorganisationen, Klimagruppen und führenden Lebensmittelherstellern wie Planted und La Vie unterstützt.
Eine entsprechende Petition erhielt in weniger als 48 Stunden knapp 6'000 Unterschriften. Die Organisationen argumentieren, das Verbot schütze die Interessen der Fleischlobby und nicht die Konsumenten.

Eine grosse Umfrage der Europäischen Verbraucherorganisation aus dem Jahr 2020 ergab eindeutige Resultate.
80 Prozent der Befragten sagten, pflanzliche Fleischprodukte sollten solche Begriffe verwenden dürfen, berichtet «Green Queen».
EU will abstimmen: Imart treibt Verbot voran
Die rechtskonservative EU-Abgeordnete Céline Imart treibt das Vorhaben voran und sieht Fleischbegriffe als irreführend an. «Es ist keine Wurst und es ist kein Steak, ganz einfach», sagte Imart laut «RTÉ».
Es als «Fleisch» zu bezeichnen, sei irreführend für die Konsumenten, argumentierte sie. Die französische Vieh- und Fleischindustrie Interbev unterstützt den Vorstoss nachdrücklich, wie «RTÉ» meldet.
«Wir weigern uns, pflanzliche Proteine Fleischnamen für Marketingzwecke aneignen zu lassen», sagte Verbandschef Jean-Francois Guihard. Ohne klare Schutzmassnahmen riskierten Verbraucher, durch Produkte getäuscht zu werden, die als Fleisch getarnt seien.
Frankreich als Vorreiter der Namensrestriktionen
Die französische Regierung hat seit 2024 ein Verbot für traditionelle Fleischbezeichnungen bei pflanzlichen Produkten durchgesetzt, so der «MDR». Vegane und vegetarische Alternativen dürfen dort seither nicht mehr mit Namen wie Burger, Filet oder Wurst vermarktet werden.

Diese Entscheidung wurde von der französischen Fleischindustrie aktiv unterstützt. Das französische Modell gilt nun als Blaupause für ähnliche Regelungen auf europäischer Ebene.
Die praktische Umsetzung in Frankreich beweist die grundsätzliche Machbarkeit solcher Namensverbote. Kritiker hinterfragen jedoch, ob diese Massnahmen wirklich den Verbrauchern nutzen oder hauptsächlich etablierte Fleischproduzenten vor Konkurrenz schützen sollen.
Grüne und Wirtschaft warnen vor Folgen
Die grüne EU-Abgeordnete Anna Strolenberg betont: «Ein Verbot von Veggie-Burgern wird nichts für die Landwirte ändern», sagte die niederländische Politikerin laut «RTÉ».
Ihr Parteikollege David Cormand bezeichnete die Debatte als «Publicity-Stunt» und eine unerwünschte «Ablenkung» für das Parlament. Der Chef von Imarts Mitte-rechts-Partei EPP, Manfred Weber, sagte, das Verbot sei «überhaupt keine Priorität».
In Deutschland hat der EU-Vorschlag grosse Supermarktketten wie Lidl und Aldi alarmiert. Sie warnten, dass Deutschland als Europas grösster Markt für pflanzliche Alternativprodukte «besonders wirtschaftlich betroffen» wäre, berichtet «RTÉ».