Partnerschaft von Russland und Indien ist komplex
Putins Besuch in Delhi zeigt: Russland und Indien setzen trotz westlicher Kritik auf ihre strategische Partnerschaft. Energie und Rüstung bleiben zentral.

Die Ankunft Wladimir Putins in Delhi sorgte bereits im Vorfeld für erhebliche diplomatische Verwerfungen. Europäische Botschafter nutzten indische Medien, um scharfe Kritik am russischen Vorgehen in der Ukraine zu äussern.
Diese Intervention wurde in indischen Regierungskreisen als unangemessene Einmischung in die bilateralen Beziehungen wahrgenommen. Russlands diplomatische Vertretung reagierte umgehend mit dem Vorwurf, die westlichen Gesandten würden bewusst die indische Öffentlichkeit irreführen.
Laut dem «Standard» entstand dadurch eine angespannte Atmosphäre vor dem wichtigen Gipfeltreffen zwischen Modi und Putin. Doch warum stehen sich Russland und Indien traditionell nah?
Energiehandel als neuer Schwerpunkt der Kooperation von Russland und Indien
Der Energiesektor hat sich zum zentralen Pfeiler der russisch-indischen Wirtschaftsbeziehungen entwickelt. Moskau nutzte die westlichen Sanktionen geschickt, um neue Absatzmärkte zu erschliessen und fand in Indien einen äusserst aufnahmebereiten Partner.
Die indische Regierung sieht in den günstigen russischen Rohölimporten eine Chance, ihre Energiekosten zu senken und ihre Verhandlungsposition zu stärken. Diese Entwicklung führte zu einem dramatischen Ungleichgewicht im bilateralen Handel.

So importiert Indien Waren im Wert von 63 Milliarden US-Dollar, exportiert aber nur 5 Milliarden, so die «TAZ».
Rüstungskooperation zwischen Tradition und Diversifizierung
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Indien wurzelt in jahrzehntelanger Partnerschaft seit der Sowjetzeit. Zwar diversifiziert Indien seine Rüstungsimporte und hat neue Partner wie Frankreich und die USA gewonnen.
Doch bleibt die Abhängigkeit von russischen Systemen bestehen. Die Wartung und Instandhaltung bestehender Waffensysteme bindet Indien weiterhin eng an Moskau.
Washington verzichtete bewusst auf Sanktionen gegen Indiens Erwerb russischer S-400-Luftabwehrsysteme, um die strategische Partnerschaft im Indopazifik nicht zu gefährden. Laut «SWP Berlin» bestätigt dieser «indische Exzeptionalismus» Neu-Delhis Multi-Alignment-Politik und zeigt die Grenzen westlichen Drucks auf.
Geopolitische Kalküle und die China-Frage
Indiens Russland-Politik ist untrennbar mit der Sorge vor chinesischer Hegemonie verbunden. Neu-Delhi betrachtet Moskau als wichtigen Gegenpol zu Pekings wachsendem Einfluss in der Region.

Es hofft, durch enge Beziehungen zu verhindern, dass sich Russland vollständig China zuwendet. Diese Strategie zielt darauf ab, im Falle einer Eskalation mit China nicht völlig isoliert zu sein.
Die historischen Erfahrungen mit westlichem Kolonialismus und die Wahrnehmung Russlands als verlässlichen Partner prägen weiterhin die indische Aussenpolitik. Der «TAZ» zufolge fallen antiwestliche Narrative der russischen Propaganda daher in Indien auf fruchtbaren Boden.












