Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 140 Jahren war es im Juni so warm wie in den vergangenen Tagen und Wochen. Und Abkühlung ist nicht in Sicht. Noch schlimmer trifft die Hitze Frankreich und Spanien.
In Nordrhein-Westfalen gab es einen neuen Sonnenscheinrekord. Die fast 300 Sonnenstunden übertrafen den Mittelwert um mehr als 50 Prozent. Foto: Martin Gerten
In Nordrhein-Westfalen gab es einen neuen Sonnenscheinrekord. Die fast 300 Sonnenstunden übertrafen den Mittelwert um mehr als 50 Prozent. Foto: Martin Gerten - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die brütende Hitze bleibt Deutschland auch auf der Zielgeraden eines extremen Juni erhalten: Bis zu 39 Grad kann es am Wochenende in Ostdeutschland heiss werden - damit sind nach Einschätzung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) erneut rekordverdächtige Werte möglich.

Derweil ist in Frankreich der Allzeit-Temperaturrekord schon am Freitag gekippt - mit mehr als 45 Grad in mehreren südfranzösischen Orten.

Im brandenburgischen Coschen und im sächsischen Bad Muskau war mit 38,6 Grad bereits am Mittwoch der bisherige deutsche Hitzerekord für Juni geknackt worden. Der Monat war laut vorläufiger DWD-Bilanz vom Freitag der wärmste und sonnigste seit Messbeginn.

Mit einem Temperaturschnitt von 19,8 Grad war es 4,4 Grad wärmer als es der Vergleich mit der Referenzperiode von 1961 bis 1990 vorsieht, wie der DWD in Offenbach mitteilte. Es handelt sich um den höchsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 in Deutschland gemessenen Wert. Die Sonne schien im Schnitt 300 Stunden lang und übertraf ihr Soll um 50 Prozent. Damit liess sie den bisherigen Monatsrekord von 1976 hinter sich.

«Schon wieder neue Höchstwerte! Allmählich verschlägt es mir die Sprache angesichts dieser inzwischen in Serie auftretenden Klimarekorde», erklärte DWD-Sprecher Uwe Kirsche. Bis einschliesslich April waren dem Wetterdienst zufolge 13 Monate infolge zu warm gewesen, nur der Mai war zu kühl und zu nass. Im Juni herrschte nun erneut Regenmangel, erklärte der DWD. Es wurden nur 64 Prozent des Solls an Niederschlag erreicht.

Auch am Wochenende bleibt es angesichts erhöhter UV-Werte vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands wichtig, viel zu trinken und unnötige Anstrengungen zu vermeiden. Auch Sonnenmilch mit hohem Schutzfaktor sollte im Freibad oder auf Ausflügen nicht fehlen.

Die regionale Hitzebelastung wandert: Am Samstag werden die höchsten Werte im Südwesten erwartet. Abkühlung ist am ehesten an der Nordseeküste möglich - dort bleibt es mit 20 Grad vergleichsweise kühl, erklärten die DWD-Meteorologen. Ansonsten sind bei überwiegend wolkenlosem Himmel und viel Sonne Höchstwerte zwischen 29 und 36 Grad zu erwarten.

Am Sonntag wird es nur im Nordwesten mit 25 bis 31 Grad nicht ganz so heiss. Feuchte und schwüle Luft bringt zudem eher unangenehme Hitze. Gerade in den Ballungszentren West- und Südwestdeutschlands sind sogenannte Tropennächte möglich, in denen die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad sinken.

Südeuropa stöhnt derweil unter Werten jenseits der 40 Grad. In Spanien forderte die Hitzewelle die ersten Todesopfer. Ein 17 Jahre alter Landarbeiter sei nach einem Hitzschlag bei der Ernte in der Provinz Córdoba im Süden gestorben, berichteten Medien unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden der Region Andalusien. In Valladolid nordwestlich von Madrid erlag ein 93 Jahre alter Mann bei einem Spaziergang einem Hitzschlag, wie die Polizei mitteilte.

In Frankreich wurde am Freitag erstmals die 45-Grad-Marke geknackt. So wurden im Ort Gallargues-le-Montueux 45,9 Grad registriert. Die Gemeinde liegt im Département Gard - einem der vier Départements, in denen der Wetterdienst für Freitag wegen der Hitze Alarmstufe Rot ausgerufen hatte. Der bisherige Rekord lag bei 44,1 Grad, er stammte aus dem August 2003, gemessen in den beiden Orten Saint-Christol-lès-Alès und Conqueyrac. In Frankreich hatten am Freitag 4000 Schulen nicht geöffnet oder eine Notfallbetreuung eingerichtet, wie Frankreichs Premier Édouard Philippe mitteilte.

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