Die deutsche Justiz hat Anklage gegen eine ehemalige Schreibkraft des deutschen Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig (Gdansk) wegen Beihilfe zum Mord und zum versuchten Mord erhoben.
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Bei Grabungen auf dem Gelände des früheren KZs Stutthof, Nordpolen, gefundene Schuhe von Häftlingen. Eine heute 95-jährige Sekretärin des KZ-Kommandanten steht derzeit in Itzehoe vor Gericht wegen Beihilfe zum Mord in 10'000 Fällen. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die heute 95 Jahre alte Frau soll als Sekretärin des Lagerkommandanten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des KZ geleistet haben.

Der Angeschuldigten aus dem Kreis Pinneberg bei Hamburg werde Beihilfe zum Mord in 10'000 Fällen und in weiteren Fällen Beihilfe zum versuchten Mord im Zeitraum von 1943 bis 1945 vorgeworfen. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe (Schleswig-Holstein) am Freitag.

Zuständig sei die Jugendkammer, weil die Frau zum Zeitpunkt der Taten heranwachsend war. Die Ermittlungen liefen seit 2016. Es sei ein sehr komplexes und aufwendiges Verfahren, bei dem Zeugen in den USA und in Israel vernommen wurden. Auch ein Historiker wurde mit Nachforschungen beauftragt.

In Deutschland sind in den vergangenen Jahren zahlreiche hochbetagte frühere KZ-Wächter vor Gericht gebracht worden, die in früheren Jahrzehnten ungeschoren davon gekommen waren. Grund ist eine veränderte Rechtsauffassung, nach der heutzutage jeder als schuldig gilt, der mit seinem Dienst zum Funktionieren eines Lagers beitrug, unabhängig von seinen individuellen Taten.

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