Drittes türkisches Schiff beginnt Bohrung vor Zypern ohne Erlaubnis
Aussenminister der EU-Staaten hatten Mitte Juli wegen der Erdgaserkundungen Strafmassnahmen gegen die Türkei beschlossen – das Land gibt sich unbeeindruckt.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein drittes türkisches Schiff hat ohne die Bewilligung von Zypern mit Bohrungen begonnen.
- Im Juli hatten Aussenminister der EU-Staaten Strafmassnahmen gegen die Türkei beschlossen.
- Ein viertes Schiff soll noch im August hinzustossen.
Inmitten schwerer politischer Spannungen wegen reicher Erdgasvorkommen rund um Zypern im Mittelmeer hat ein drittes türkisches Forschungsschiff die Arbeit aufgenommen. Die «Yavuz» bohre bereits in 710 Metern Tiefe, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender CNN Türk am Mittwoch.
Das Schiff soll türkischen Angaben zufolge drei Monate lang nach Erdgas suchen - ohne Genehmigung der Regierung in Nikosia. Dafür wird es von türkischen Kriegsschiffen begleitet.
Strafmassnahmen
Die Aussenminister der EU-Staaten hatten Mitte Juli wegen der Erdgaserkundungen Strafmassnahmen gegen die Türkei beschlossen. Unter anderem sollen EU-Gelder gekürzt und die Verhandlungen über ein Luftverkehrsabkommen eingestellt werden. Die Türkei gab sich unbeeindruckt. Sie steht auf dem Standpunkt, dass die Gewässer, in denen sie aktiv ist, zu ihrem sogenannten Festlandsockel gehören.
Mit den Bohrungen will sie ausserdem die Anteile der türkischen Zyprer am Erdgasgeschäft sichern: Die Türkei besetzt den Norden von Zypern seit 1974. Dort liegt die - einzig von der Türkei anerkannte - Türkische Republik Nordzypern. Dagegen ist die Insel Republik Zypern international anerkannt und seit 2004 EU-Mitglied.

Neben der «Yavuz» befinden sich zwei andere türkische Schiffe vor Zypern. Westlich der Insel führt das Bohrschiff «Fatih» seit Wochen Probebohrungen durch. Das Forschungsschiff «Barbaros Hayreddin» bewegt sich für seismische Untersuchungen südlich der Insel. Ein weiteres Schiff, die «Oruc Reis», soll noch im August hinzustossen.