Die deutschen Konsumentenpreise sind im Juli so stark gestiegen wie seit 1993 nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 3,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag zu seiner ersten Schätzung mitteilte.
Grund ist vor allem Mehrwertsteuer-Effekt
Grund ist vor allem Mehrwertsteuer-Effekt - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hauptgrund für den kräftigen Anstieg ist ein Sondereffekt: Die Bundesregierung hatte die Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte 2020 im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Pandemie gesenkt, was viele Waren und Dienstleistungen günstiger machte.

Jetzt kehrt sich dieser Effekt um.

«Ausserdem haben einige Dienstleister erwartungsgemäss das Wiederöffnen genutzt, um bei hoher Nachfrage auch ihre Preise anzuheben», sagte der Chefökonom der Berenberg Bank, Holger Schmieding. «Die Bürger wollen ja wieder in die Gaststätten und Kneipen.» Preistreiber bleibt auch die Energie, weil sich etwa Öl und Benzin wegen der weltweiten Konjunkturerholung nach dem Corona-Einbruch stark verteuert haben.

Experten sehen den Gipfel bei der Teuerung trotz des Preissprungs noch nicht erreicht. «In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate hoch bleiben und sogar eher noch etwas zunehmen», sagte Schmieding. Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechnet damit, dass sich die Inflationsrate zum Jahresende in Richtung fünf Prozent bewegen könnte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt in der Währungsunion mittelfristig eine Teuerung von zwei Prozent an. Für eine Übergangszeit nimmt sie auch ein Überschreiten dieser Zielmarke in Kauf, um weiterhin mit viel billigem Geld die Konjunkturerholung in der Euro-Zone anschieben zu können. Die EZB hilft damit auch hoch verschuldeten Staaten wie Italien, die sich deshalb sehr günstig refinanzieren können.

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