Deutsche Airlines: Piloten schlafen während dem Flug wiederholt ein
Laut einer Umfrage ist ein Kurzschlaf während des Flugs unter deutschen Piloten weit verbreitet. Nun warnt eine Gewerkschaft vor den Risiken.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele deutsche Pilotinnen und Piloten nutzen während des Flugs das sogenannte «Napping».
- Für rund drei Viertel ist der Kurzschlaf mittlerweile fester Bestandteil ihres Alltags.
- Die Pilotengewerkschaft schlägt Alarm und warnt vor Risiken durch Übermüdung.
Ein kurzer Schlaf im Cockpit ist bei deutschen Piloten offenbar längst keine Ausnahme mehr. Laut einer Umfrage der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) greifen viele Verkehrsflugzeugpiloten regelmässig auf sogenanntes «Napping» während des Flugs zurück.
An der nicht repräsentativen Befragung nahmen mehr als 900 Pilotinnen und Piloten aus nahezu allen deutschen Airlines teil. Das Ergebnis: 93 Prozent gaben an, in den vergangenen Monaten während eines Flugs ein «Napping» genutzt zu haben.
Auf Kurzstrecken waren es 44 Prozent, auf Langstrecken 56 Prozent. Für fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) gehört der Kurzschlaf inzwischen zum Standard. 44 Prozent nutzen ihn regelmässig, 12 Prozent bei jedem Flug.
Sieben Prozent erklärten sogar, die Häufigkeit gar nicht mehr zählen zu können. Ein Drittel (33 Prozent) greift gelegentlich darauf zurück. Nur drei Prozent berichteten von einem einmaligen Vorfall.
Die grösste Gruppe unter den Befragten stammte von der Lufthansa (481 Teilnehmer), gefolgt von Lufthansa Cargo (101), Eurowings (73), Condor (71), Ryanair (64). Auch kleinere Gesellschaften wie Easyjet und German Airways waren vertreten.
Von der Notlösung zum Dauerzustand
Grundsätzlich sei eine kurze Ruhephase für eines der beiden Besatzungsmitglieder während des Reiseflugs unproblematisch, betont die VC. Schliesslich steuere in dieser Zeit der Autopilot die Maschine.
Doch Vizepräsidentin Katharina Dieseldorff betont gegenüber der «Kronen Zeitung»: «Was ursprünglich als kurzfristige Erholungsmassnahme vorgesehen war, hat sich zu einem dauerhaften Mittel gegen strukturelle Überlastung entwickelt.»
Besonders in den Sommermonaten verschärfe sich die Lage: Viele Pilotinnen und Piloten müssten ihre Dienste trotz grosser Ermüdung antreten. Ausgelöst durch enge Dienstpläne, Personalmangel und hohen operativen Druck.
Erschöpfung gefährdet die Sicherheit
Die VC nennt in diesem Zusammenhang keine konkreten Airlines, verweist aber auf ein grundsätzliches Problem in der Branche. In einem Appell heisst es: «Eine Unternehmenskultur, die Ermüdung verharmlost oder ignoriert, ist ein Sicherheitsrisiko.»
Von Airlines, Behörden und Politik fordert die Gewerkschaft deshalb entschlossenes Handeln. Etwa strengere Kontrollen der Flugdienstzeiten und ein wissenschaftlich fundiertes Risikomanagement gegen Übermüdung.