Menschen über 80 Jahren gehören zu den ersten, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen können. Doch der Weg zur Impfung stellt so manche vor Probleme.
Seniorin Ursula Neuberger hält ihren Impfpass, in dem eine Grippe-Impfung (oben) und ihre erste Corona-Impfung vermerkt sind. Foto: Stefan Puchner/dpa
Seniorin Ursula Neuberger hält ihren Impfpass, in dem eine Grippe-Impfung (oben) und ihre erste Corona-Impfung vermerkt sind. Foto: Stefan Puchner/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Weihnachten schwärmen Impfteams in der ganzen Republik in die Alten- und Pflegeheime aus, um über 80-Jährige zu impfen.
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Besteht für sie durch das Coronavirus doch mit die grösste Gefahr.

Die meisten Menschen über 80 Jahre leben in Deutschland allerdings noch zu Hause. Sie müssen sich selbst um eine Impfung kümmern. Der Flickenteppich aus unterschiedlichen Möglichkeiten zur Anmeldung und der Weg ins Impfzentrum stellen viele Senioren und ihre Angehörigen vor Probleme. In mehreren Bundesländern steht der Start in den Impfzentren zudem erst noch bevor.

Komplizierter Weg zur Impfung

Anders in Baden-Württemberg. Hier ging es zum Jahreswechsel direkt los. Mehrmals täglich versuche sie über die Telefonhotline einen Termin zu bekommen, erzählt eine 85-Jährige, die alleine zu Hause in Ulm lebt. «Ohne Erfolg. Ich bekomme immer gesagt, ich solle es später wieder probieren», erzählt sie. Durch ihre Leukämie sei sie besonders gefährdet.

Sollte es mit dem Impftermin demnächst klappen, stehe sie vor dem nächsten Problem. Sie sei nicht mehr gut zu Fuss und fürchte das Infektionsrisiko bei der Fahrt mit dem Bus oder der Strassenbahn. «Das ist mir schlicht zu gefährlich», berichtet die Seniorin. Ein Taxi könne sie sich nicht leisten. Zusammen mit dem Seniorenrat der Stadt soll nun ein Fahrdienst aushelfen. Dass sie bislang keinen Impftermin hat, bereitet ihr Sorgen. «Irgendwann sind dann schon die nächsten dran und wir Alten sind immer noch nicht geimpft.»

Dass es auch anders gehen kann, berichtet Ursula Neuberger. Die 80-Jährige wohnt ebenfalls zu Hause in Ulm und wurde durch ihren Sohn, einen Arzt, früh über die Impfung informiert. Mit einem Laptop konnte sie selbst ihre Impftermine buchen und hat am 9. Januar die erste Impfdosis erhalten. Dass dies möglich war, hat sie auch ihrem Wohnort zu verdanken. In Ulm steht eines von neun zentralen Impfzentren im Land, das mit als erstes mit dem Impfen begann. In den über das Land verteilten Kreisimpfzentren wurde der Start zuletzt wegen des Mangels an Impfstoff auf den 22. Januar verschoben.

Jedes Bundesland handhabt eigene Impfstrategie

In mehreren Bundesländern gehen Senioren, die zu Hause leben, bislang noch leer aus. So sind etwa in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen frühestens ab dem 1. Februar Impfungen in den Zentren geplant. Wie die Länder die Anmeldung handhaben, unterscheidet sich von Land zu Land sehr. Die meisten schreiben über 80-Jährige per Brief an, in Mecklenburg-Vorpommern gar nach und nach in alphabetischer Reihenfolge. Für den Termin im Impfzentrum ist dennoch überall eine Anmeldung per Telefon oder online erforderlich. Eine bundesweit einheitliche Lösung gibt es nicht. So entstand ein Flickenteppich, der nicht nur Angehörige mit Wohnort in einem anderen Bundesland vor Probleme stellt.

Auch die Fahrt ins Impfzentrum ist für viele Ältere mit eingeschränkter Mobilität eine Herausforderung. Wie der Weg ins Impfzentrum gelingt, überlassen die meisten Länder den Senioren selbst. In Berlin ist die Fahrt dagegen inzwischen für über 80-Jährige kostenlos, für Menschen über 90 Jahre war dies schon länger der Fall. Wo die Länder keinen Handlungsbedarf sehen, springen inzwischen immer öfter Städte oder Landkreise ein. In Brandenburg wird eine Unterstützung inzwischen zumindest diskutiert.

Wie sehr für Senioren bei der Corona-Impfung bislang der Wohnort und unterschiedliche Regelungen eine Rolle spielen, weiss auch Alfred Stagge zu berichten. Der 81-Jährige aus Lastrup hat bereits seine erste Impfung erhalten. Absolute Ausnahme in Niedersachsen. Senioren, die selbstständig leben, können dort bislang noch nicht einmal Termine vereinbaren.

Doch weil der Landkreis Cloppenburg besonders schnell mit den Heimen durch war, startete er ein Pilotprojekt. Nur für einen Tag wurde in der Sportschule Lastrup eine Art Pop-Up-Impfzentrum eingerichtet. 347 von 400 angeschriebenen über 80-Jährigen aus der Gemeinde liessen sich am 16. Januar die erste Spritze geben, darunter auch Stagge. Nun freut er sich auf den 6. Februar. Dann bekommt der 81-Jährige bereits seine zweite Corona-Impfung.

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