Metallteile, Solarpanele, elektrische Platinen - der Weltraum füllt sich mit immer mehr Weltraumschrott. Kollisionen drohen. Ein hochmodernes Observatorium sammelt Daten, um Unglücken vorzubeugen.
Das Teleskop des Johannes-Kepler-Observatoriums.
Das Teleskop des Johannes-Kepler-Observatoriums. - Philipp von Ditfurth/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Umherfliegender Schrott im Weltraum soll künftig möglichst schnell und präzise lokalisiert und so drohende Kollisionen vermieden werden.

Dafür ist am Mittwoch in Empfingen (Kreis Freudenstadt) das Johannes Kepler Observatorium eingeweiht worden.

Die Forschungseinrichtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) untersucht mithilfe eines grossen Teleskops und gestützt auf modernste Lasertechnologie, auf welcher Umlaufbahn sich die Objekte befinden und wie sie rotieren. Die so erhobenen Daten und Informationen können dabei helfen, beispielsweise aktive Satelliten vor gefährlichen Kollisionen mit Weltraummüll zu bewahren.

Die Daten werden gewonnen, indem ein Laserstrahl die zuvor gesichteten Schrottobjekte beleuchtet und dann die Zeit gemessen wird, die das Licht braucht, um zurückzukommen. «Wir wollen die Technologie immer weiter verbessern», sagte der Direktor des DLR-Instituts für Technische Physik, Thomas Dekorsy. Bis zu zehn Zentimeter kleine Teile sollen am Observatorium bestimmt werden können.

«Die Gefahr von Einschlägen steigt»

Die Erfassung sei wichtig, denn «die Gefahr von Einschlägen steigt mit der Menge des Weltraummülls», erläuterte Dekorsy. Die rund 2,5 Millionen Euro teure Einrichtung werde eine zentrale Rolle bei den Bemühungen um mehr Sicherheit im All spielen, betonte auch DLR-Vorstandsvorsitzende Anke Kaysser-Pyzalla.

Das Teleskop ist nach DLR-Angaben das grösste seiner Art in Europa für die Beobachtung von Objekten im Orbit. Sein Spiegel hat einen Durchmesser von 1,75 Meter. Es steht in einem 15 Meter hohen Rundturm mit drehbarer Kuppel, kann sich mit bis zu sechs Grad pro Sekunde drehen und Weltraummüll so in den Blick nehmen. Das Augenmerk der Forscher liegt dabei vor allem auf Objekten, die zwischen 400 und 2000 Kilometer von der Erde entfernt sind.

Nach DLR-Angaben umkreisen knapp 30.000 in einer Datenbank bereits erfasste und katalogisierte Teile die Erde in einer Umlaufbahn. Solche Daten machen sich die Forscher im Empfingen zunutze und versuchen, diese schon bekannten Objekte ganz genau zu lokalisieren und die Daten weiter zu verfeinern, sagte Dekorsy.

Normalerweise haben diese Teile einen Durchmesser von mindestens zehn Zentimetern bis hin zu einigen Metern. Rund eine Million umherirrender Teile im Orbit sind zwischen 1 und 10 Zentimeter gross. Auch unbekannte Gegenstände im Weltraum sollen künftig in Empfingen entdeckt werden: Dazu wird das Sonnenlicht untersucht, dass von einem Objekt gestreut wird.

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