Werden Chinesinnen und Chinesen auf fremdem Staatsgebiet illegal verfolgt? Medien zufolge soll die Volksrepublik unter anderem in Holland Polizeistellen haben.
XI
Chinas Präsident Xi (rechts) mit Willem-Alexander, dem König der Niederlande. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Holländische Medien erheben schwere Vorwürfe gegen die chinesische Regierung.
  • China soll in Europa zahlreiche illegale Polizeistationen als «Servicecenter» tarnen.
  • In den Einrichtungen sollen Dissidenten zum Schweigen gebracht werden, heisst es.

Die chinesische Regierung wird beschuldigt, zwei nicht angemeldete Polizeistationen in Holland eingerichtet zu haben. Das ergeben Recherchen niederländischer Medien. Demnach soll China die Einrichtungen unter dem Vorwand von «Servicecentern» decken.

Waren Sie schon einmal in Holland?

Die Untersuchungen wurden durch den Bericht einer spanischen Nichtregierungsorganisation ausgelöst. Darin steht, dass die Volksrepublik weitere verbotene Stationen in insgesamt 21 europäischen Ländern betreiben soll.

Über die illegalen Einrichtungen berichten unter anderem «RTL» und die Investigativplattform «Follow the Money». Mindestens zwei solche Polizeistationen soll China alleine in Holland unterhalten.

Holland
Leo Dortland, Sprecher der niederländischen Polizei in Amsterdam, sitzt an einem Schreibtisch. - dpa

Offiziell würden in diesen «Servicecentern» diplomatische Dienste für Chinesinnen und Chinesen auf fremdem Staatsgebiet angeboten. Laut den Recherchen werden sie jedoch für ganz andere Zwecke benutzt. So sollen sie tatsächlich dazu verhelfen, dass chinesische Dissidenten in Europa zum Schweigen gebracht werden.

Bürger in Holland mit Tod bedroht

«RTL» und «Follow the Money» beziehen sich in ihren Berichten auf Wang Jingyu. Er ist ein chinesischer Dissident, welcher laut eigenen Angaben von der chinesischen Polizei in Holland verfolgt wurde.

Xi Jinping
Der chinesische Staatschef Xi Jinping. - sda - Keystone/AP/Ng Han Guan

So soll Jingyu Anfang Jahr einen Anruf von einem dieser «Servicecenter» erhalten haben. Darin sei er aufgefordert worden, nach China zurückzukehren, um «seine Probleme zu lösen und an seine Eltern zu denken». Darüber hinaus zeigte er «RTL» Nachrichten von Polizisten, welche ihm mit dem Tod drohten.

China beteuert Unschuld

Gegenüber «RTL» versichert die chinesische Botschaft in Holland, dass sie nichts von der Existenz solcher Polizeistationen wisse. Tatsächlich würde es sich bei den Einrichtungen um Servicestationen für chinesische Bürger in Holland handeln. Die Dienste würden vor allem auf ärztliche Untersuchungen und die Umschreibung von Führerausweisen abzielen.

China
Ein chinesisches Polizeifahrzeug in Peking. (Symbolbild) - keystone

Bei der holländischen Regierung nimmt man die Vorwürfe ernst. Maxime Hovenkamp sagt gegenüber «BBC», dass eine Untersuchung eingeleitet werde. «Es ist sehr besorgniserregend, dass ein chinesischer Staatsbürger hier in den Niederlanden offenbar eingeschüchtert und belästigt wurde.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

NachrichtenRegierungTodBBCRTL