Aufgrund der steigenden Corona-Infektionen im Urlaubsland Spanien, müssen sich Rückkehrer in Grossbritannien in eine zweiwöchige Quarantäne begeben.
flug
Maschinen der Fluggesellschaft Iberia Express am Madrider Flughafen. - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Spanien wollte im Sommer seinen Toruismus wiederbeleben.
  • Doch nun sind die Corona-Infektionen im Ferienland erneut gestiegen.
  • Rückkehrer müssen in Grossbritannien zwei Wochen in Quarantäne.

Es hatte alles so schön werden sollen. Mit dem Ende des Corona-Notstandes im Juni wollte Spanien in die «neue Normalität» starten. Die Wiederbelebung des Tourismus war dabei von entscheidender Bedeutung. Jetzt kommt alles anders.

Wegen wieder steigender Corona-Zahlen müssen alle Reisenden aus Spanien nach der Rückkehr nach Grossbritannien in eine zweiwöchige Quarantäne. Dies entschied die britische Regierung am Samstag.

Und zwar sofort, praktisch nur mit einigen Stunden Vorwarnung. Kalt erwischt wurden Zehntausende britische Urlauber an Spaniens Sonnenstränden. Darunter auch Verkehrsminister Grant Shapps mit seiner Familie. Doch auch für die ohnehin schon kränkelnde Tourismusbranche des wichtigsten europäischen Urlaubslandes wird davon hart getroffen.

«Todesstoss» für Urlaubssaison

«Die Quarantäne hat dem Tourismussektor in Spanien, der sich auf einen katastrophalen Sommer gefasst macht, den Rest gegeben». So titelte die sonst nicht zum Alarmismus neigende Zeitung «El País» am Montag.

Auch Norwegen und Belgien haben schon Quarantäneregeln für Spanienrückkehrer erlassen, Frankreich warnt vor Reisen nach Katalonien und in andere Regionen. Sollte auch noch Deutschland dem britischen Beispiel folgen, wäre die Katastrophe komplett. «La Vanguardia» aus Barcelona schrieb von einem britischen «Todesstoss» für die Urlaubssaison.

Coronavirus
Junge Menschen versammeln sich nachts auf einem öffentlichen Platz im Stadtviertel Gracia. Die Gesundheitsbehörden in der nordöstlichen Region Kataloniens haben die vollständige Schliessung von Nachtclubs sowie die Schliessung von Bars und Restaurants in Barcelona bis Mitternacht angeordnet. - dpa

Dabei hatte die Branche gehofft, nach dem Ende des Corona-Notstandes am 21. Juni und der Öffnung der Grenzen für Europäer zumindest mit einem blauen Auge davonzukommen. Daraus dürfte nun kaum etwas werden.

«Wir sind fast schon im August und die Saison ist so gut wie verloren». Dies sagte der Präsident des Dachverbandes der katalanischen Reisebüros, Martín Sarrate, im spanischen Fernsehen. Das sei ein «Keulenschlag» für die ganze Branche.

280 Corona-Ausbrüche

Etwa 280 lokale Corona-Ausbrüche gibt es derzeit nach offiziellen Angaben. Besonders betroffen sind Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und der Gegend um Lleida sowie die Region Aragón.

Kataloniens separatistischer Regionalpräsident Quim Torra steht jetzt im Kreuzfeuer der Kritik. Während des Notstands betonte er, seine Region hätte viel effektiver auf die Pandemie reagiert als die Zentralregierung in Madrid. Am Montag schloss er sogar Ausgangsbeschränkungen für seine Region nicht mehr völlig aus. Ein Alptraum für die Menschen, die schon ab Mitte März 14 Wochen in ihren Häusern ausharren mussten.

Strand
Strand in Spanien. - AFP

In Katalonien wie auch im Rest des Landes fehlt es vor allem an Nachverfolgern, um Infektionsketten rasch unterbrechen zu können. Spanien hat nur etwas mehr als 3500 solcher Mitarbeiter. Nötig wären aber 8500, wie der Wissenschaftler Álex Arenas «El País» sagte.

Angst vor Ansteckung gross

Viele Hotels, die während des Notstandes schliessen mussten, haben noch gar nicht wieder eröffnet. Die, die es wagten, berichten nun von einer Welle an Stornierungen aus dem Ausland und dem Inland. An den Stränden waren die Spanier schon bisher eher unter sich. Dies, weil sich viele Briten, Deutsche, Franzosen und andere Nordeuropäer wegen der Pandemie nicht mehr aus dem eigenen Land trauen.

Die Angst vor Ansteckung in Ferienfliegern, Maskenpflicht oder die Schliessung des Nachtlebens in Katalonien wirken wenig einladend. Bilder bierseliger Partys von Deutschen und Briten auf Mallorca, bei denen alle Vorsichtsregeln über Bord gingen, sorgten für Bestürzung.

Mallorca
Dichtes Gedränge herrscht auf Mallorca. Die Spanier scheren sich nicht um die geltenden Corona-Regeln. - dpa

Ein Kollaps der Tourismusbranche könnte das ganze Land mit hinunterziehen. Im vergangenen Jahr besuchten 84 Millionen Ausländer Spanien. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes trägt der Sektor mehr als zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Spaniens Tourismusbranche leidet

Die Einnahmen aus dem Tourismus betrugen unter Einbeziehung indirekter Effekte sogar mehr als 160 Milliarden Euro. Das heisst, rund 18 Prozent des BIP. Diese Berechnungen machte die Zeitung «La Vanguardia».

Mehr als drei Millionen Menschen finden Arbeit und Einkommen in der Branche. «Die touristische Katastrophe kann ein kolossales Ausmass erreichen», warnte die Zeitung.

Die Regierung in Madrid versucht zu retten, was noch zu retten ist. Aussenministerin Arancha González Laya verhandelte mit Dominic Raab darüber, zumindest die Balearen und die Kanaren von der Quarantänepflicht auszunehmen. Corona sei auf beiden Inselgruppen «unter Kontrolle» und die Ansteckungsrate liege «weit unter» der Grossbritanniens.

mallorca
Die Strände vor Mallorca blieben in dieser Saison so leer wie sonst nie. - AFP

«Spanien ist ein sicheres Land», betonte die Ministerin. Madrid wird aber nicht umhinkommen, einen erheblichen Teil der gerade erst beschlossenen EU-Milliardenhilfen für die Rettung der Tourismusbranche einzusetzen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AugeAngstEuroEURegierung