Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, kritisierte öffentlich die Haltung der Kirche von heute. Er spricht von einer «fundamentalen Störung des Vertrauens».
Georg Bätzing
Bischof Georg Bätzing beim Jahresempfang der Deutschen Bischofskonferenz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, kritisierte öffentlich die Haltung der Kirche.
  • Er spricht dabei von einer fundamentalen Störung des Vertrauens gegenüber der Kirche.
  • Für den 60-Jährigen hat die «Kirche im Dienst der Menschheit» eine Zukunft.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (60), hat eine «fundamentale Störung des Vertrauens gegenüber der Kirche» eingeräumt. In einer selbstkritischen Ansprache vor etwa 200 Gästen sagte der Bischof beim Jahresempfang des Katholischen Büros in Berlin: Der Missbrauchsskandal habe zu einem tiefgreifenden Vertrauensverlust geführt.

«Zurückgehaltene Gutachten und bisweilen zögerliche Aufarbeitung verstärken diese Entwicklung und führen zu langen Wartezeiten für Austrittswillige.» Damit spielte Bätzing auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an. Der hatte ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen aufgrund von rechtlichen Bedenken zurückgehalten.

«Entrüstung und Kopfschütteln» habe auch das kürzlich durch den Vatikan erneut ausgesprochene Verbot der Segnung homosexueller Paare ausgelöst, sagte Bätzing. Offener Widerstand gegen die Weisung aus Rom sei das Ergebnis gewesen. Das illustrierte die «innere Zerrissenheit der katholischen Kirche» für alle sichtbar.

Für Georg Bätzing hat eine «Kirche im Dienst der Menschheit» die Zukunft

Wie in so vielen Bereichen der Gesellschaft habe die Corona-Krise auch hier wie ein Brennglas gewirkt und Entwicklungen beschleunigt. Der Bedeutungsverlust der Kirchen sei in der Pandemie offen zutage getreten. Als auch christliche Parteien im vergangenen Frühjahr ohne weiteres den Verzicht auf Ostergottesdienste gefordert hätten. Der ohnehin deutlich spürbare Rückgang der Kirchensteuereinnahmen werde sich durch die Corona-Krise verschärfen, was schmerzhafte Einsparprozesse nach sich ziehen werde.

Die Antwort darauf sei der derzeitige Reformprozess der deutschen Katholiken, der Synodale Weg, sagte Georg Bätzing. Darin geht es um die vier Punkte Position der Frau, katholische Sexualmoral, Umgang mit Macht und priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat). Ebenso entscheidend sei aber auch, dass die Kirche den Menschen nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe begegne.

Ein ermutigendes Beispiel dafür sei die von katholischer Seite geleistete Hilfe in den Flutgebieten gewesen. Hier sei die Kirche plötzlich wieder relevant gewesen und habe auch prompt öffentliche Anerkennung gefunden. Es sei diese «Kirche im Dienst der Menschheit», die Zukunft habe, so der Bischof.

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