Berliner Schau zeigt «Entartete Kunst» aus dem Bombenschutt
In Berlin werden Skulpturen präsentiert, die einst von den Nazis als «Entartete Kunst» beschlagnahmt wurden.

Im Berliner Bombenschutt waren sie verschüttet, erst bei Bauarbeiten wurden sie wiederentdeckt: Mehr als ein Dutzend Skulpturen, die von den Nationalsozialisten einst beschlagnahmt und als «Entartete Kunst» eingestuft worden waren. Nach ihrer Wiederentdeckung vor 15 Jahren werden sie nun wieder in Berlin gezeigt, im neuen Archäologischen Haus Petri.
Die Geschichte des Berliner Skulpturenfundes beginnt 2010. Die U-Bahn soll verlängert und der neue U-Bahnhof Rotes Rathaus gebaut werden. Bei Grabungen werden 16 Skulpturen gefunden.
Als eine Kunsthistorikerin die Skulptur «Schwangere» von Emy Roeder identifiziert, kommt man dem Geheimnis auf die Spur. Das Objekt ist 1937 von den Nazis in der Propagandaschau «Entartete Kunst» gezeigt worden.
Vom Feuer gezeichnete Zeugen einer dunklen Zeit
«Das war eigentlich dann der Durchbruch», sagt Matthias Wemhoff, Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Die Skulpturen seien damals in einem Depot aufbewahrt worden, das bei einem Bombenangriff zerstört worden sei.
Gemälde und Grafiken seien verbrannt, übriggeblieben seien nur die Skulpturen. Sie seien damit – wie etwa auch aus der Antike – ein historisches Zeugnis, sagte Wemhoff. Sie hätten Patina, seien vom Feuer gezeichnet und teils zerbrochen.
Als «entartet» diffamierte das NS-Regime in den 1930er und 1940er Jahren Kunstwerke, deren Ästhetik nicht in das von den Nationalsozialisten propagierte Menschenbild passte. Die Berliner Ausstellung zeigt etwa Werke von Edwin Scharff, Marg Moll, Otto Freundlich, Will Lammert und Richard Haizmann.
«Entartete Kunst» im Rampenlicht
In den vergangenen Jahren waren die Skulpturen an anderen Orten zu sehen. Die Ausstellung «Der Berliner Skulpturenfund – ‹Entartete Kunst› im Bombenschutt» ist ab Donnerstag (16. Oktober) im Petri zu sehen.
Die Schau zeigt nicht nur Funde, sondern gibt auch einen Einblick in die Arbeit von Archäologen, in Werkstätten und Depots.