1685 wurde im bayerischen Berchtesgaden ein Friedhof eröffnet – Gräber wurden schon lange keine mehr vergeben. Jetzt streiten sich die Einwohner um ein Grab.
Auf diesem Friedhof wollen die Einwohner von Berchtesgaden begraben werden.
Auf diesem Friedhof wollen die Einwohner von Berchtesgaden begraben werden. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im bayerischen Berchtesgraden streiten sich die Einwohner um begehrte Friedhof-Gräber.
  • Der Friedhof wurde 1685 eröffnet und seit Jahrzehnten wird niemand mehr dort begraben.
  • Rund 280 Bewerber werden an der Gräber-Verlosung erwartet.

Ein Grab aus der Lostrommel: Der oberbayerische Ort Berchtesgaden wählt diese Methode, um begehrte Gräber auf einem jahrhundertealten Friedhof zu vergeben. Am Mittwoch werden rund 280 Bewerber im Kongresszentrum erwartet - 200 von ihnen werden zum Zuge kommen.

Mit der Verlosung, so sagt der Geschäftsleiter des Marktes Berchtesgaden, Anton Kurz, sollen gleiche Chancen für alle geschaffen werden. «Man wollte ein möglichst gerechtes Verfahren.» Denn jahrzehntelang waren auf dem 1685 eröffneten Friedhof keine Gräber mehr vergeben worden.

Ort mit Bedeutung

Zu vergeben sind 140 Erdbestattungs- und 60 Urnengräber. Wessen Los zuerst gezogen wird, hat den ersten Zugriff auf besonders begehrte Plätze. Die Gräber-Verlosung sorgt über Bayerns Grenzen hinaus für Aufmerksamkeit. «Das ist ungewöhnlich, aber eigentlich eine schöne Geschichte, die zeigt, dass der Friedhof ein Ort ist, der auch in Zukunft Bedeutung hat», sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur und Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter.

Er habe noch von keinem vergleichbaren Fall gehört. «Grundsätzlich ist das ein sehr positives Zeichen, dass alte Friedhöfe reaktiviert werden – und dass man die kulturelle Gewachsenheit von Friedhofsanlagen erkennt.» Friedhöfe in Städten und Gemeinden seien wichtig. «Es ist nicht gut, wenn Friedhöfe an den Rand gedrängt werden, nach dem Motto: Das wollen wir nicht sehen.»

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