Nach der Rettung von über 140 Flüchtlingen aus dem Mittelmeer wartet das Rettungsschiff «Aquarius» immer noch auf den Einlass in einen sicheren Hafen.
Das Rettungsschiff «Aquarius» der französischen Nichtregierungsorganisation «SOS Mediterranee» verlässt den Hafen von Marseille (Symbolbild).
Das Rettungsschiff «Aquarius» der französischen Nichtregierungsorganisation «SOS Mediterranee» verlässt den Hafen von Marseille (Symbolbild). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Aquarius» sucht weiter nach einem sicheren Hafen.
  • Italien, Spanien, Frankreich, Malta und Grossbritannien lehnen das Schiff ab.
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Vier Tage nach der Rettung von 141 Migranten wartet das Schiff «Aquarius» weiter auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Die EU-Partner schoben sich gegenseitig die Verantwortung für die Geretteten zu: Nach Italien, Malta, Spanien und Frankreich machte auch die britische Regierung klar, dass sie sich nicht in der Pflicht sieht, die Anlandung zu garantieren.

Es sei gängig, dass die regionale Seenotrettungsleitstelle in Abstimmung mit dem Kapitän die Anlandung an einem nahegelegenen sicheren Hafen organisiere, erklärte eine britische Regierungssprecherin auf Anfrage am Montagabend. Rom hatte London zuvor aufgefordert, seiner Verantwortung für den Schutz der Schiffbrüchigen nachzukommen. Denn das Schiff fahre unter der Flagge Gibraltars. Das britische Überseegebiet liegt an Spaniens Südküste.

Um die Gemengelage noch komplizierter zu machen, erreichte die Seenotretter von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen die Nachricht, dass Gibraltar dem Schiff die Flagge entziehen wolle. SOS Méditerranée, die das Schiff gechartert hat, legte Einspruch ein und warf Gibraltar vor, politische Absichten zu verfolgen. In den vergangenen zwei Jahren habe die Organisation alle Anforderungen des Flaggenstaats erfüllt. Über Mängel sei nie berichtet worden. Für den Nachmittag ist eine Pressekonferenz in Paris angekündigt.

Grosse Sorgen bereitet den Helfern die Vielzahl an unbegleiteten Minderjährigen an Bord. «Viele von ihnen sind chronisch mangelernährt, was wir auf die Haftbedingungen in Libyen zurückführen, wo die meisten keinen Zugang zu ausreichend Nahrung hatten», sagte eine Sprecherin. «Unsere Teams haben viele Berichte von Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit und sexueller Gewalt gesammelt.» Einige Gerettete hätten die Flucht aus Libyen bereits mehrmals versucht.

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